Die Oberflächenbehandlung wird bei vielen Produkten als klassische Dienstleistung ausgeführt, beispielsweise weil die unterschiedlichsten Produkte mit der selben Beschichtung versehen werden oder die Oberflächenbehandlung spezielles Wissen und umfangreiche Anlagentechnologie erforderlich macht. Daraus ergibt sich für die Fachleute der Oberflächenbehandlung die Notwendigkeit, eng mit den Kunden zusammenzuarbeiten, um die Auswahl des geeigneten Werkstoffes zu unterstützen, eine auf die Beschichtung optimierte Gestaltung von Produkten zu erreichen oder die bestmögliche Art der Beschichtung auszuwählen. Darüber hinaus müssen Dienstleister den Anforderungen der Kunden nach neuen und verbesserten Verfahren nachkommen, um auch dadurch die Zusammenarbeit langfristig zu sichern
Die Strähle-Galvanik ist eines der Unternehmen, das seit vielen Jahren großen Wert auf eine Weiterentwicklung zusammen mit den Kunden legt. Seit kurzem hat das Unternehmen in diesem Sinne seine Möglichkeiten zum Elektropolieren von Edelstahl durch eine Anlagenerweiterung deutlich ausgebaut. Am 23. Mai fand die offizielle Inbetriebnahme einer durch die Driesch Anlagentechnik GmbH umgebauten Anlage statt.
Strähle-Galvanik – über 60 Jahre Erfahrung im Korrosionsschutz
Die Strähle-Galvanik GmbH in Zaisenhausen wurde 1952 als Lohnbetrieb zur Abscheidung von Zinkschichten als Korrosionsschutz gegründet. Lange Zeit blieb die Beschichtung von Einzel- und Massenteilen das Hauptbetätigungsfeld des Unternehmens. Vor annähernd 30 Jahren wurde das Angebot um Nickel-Chrom-Schichten für den dekorativen Einsatz erweitert, wodurch auch die mechanische Vorbehandlung durch Schleifen und Polieren deutlich ausgeweitet wurde. Vor sechs Jahren kamen das Elektropolieren von Edelstahl und das Reinigen und Passivieren von Aluminiumteilen als weitere Bereiche hinzu.
Heute bietet das Unternehmen mit 40 Mitarbeitern vor allem die Beschichtung mit Zink einschließlich verschiedener chrom(VI)-freier Passivierungen und Versiegelungen, das Passivieren von Aluminium sowie das Schleifen, Polieren, Reinigen oder Beizen von Edelstahl an. Die bisher angebotene Schichtkombination Nickel-Chrom wurde aufgrund zurückgehender Nachfrage und der Unsicherheiten in Zusammenhang mit REACh aufgegeben. Die dadurch frei werdende Anlage wurde für das Elektropolieren von Edelstahl umgebaut.
Edelstahl gewinnt durch das Elektropolieren in zweifacher Hinsicht. Beim Elektropolieren wird durch gezielte Auflösung – in der Regel mit hohen Stromdichten in speziellen Elektrolyten – der Anteil an Eisen an der Oberfläche reduziert und damit vor allem der Chromanteil deutlich erhöht. Zugleich wird das angereicherte Chrom passiviert und damit die Korrosionsbeständigkeit verbessert. Zweiter positiver Effekt ist die Reduzierung der Mikrorauheit, die beim elektrochemischen Polieren bevorzugt reduziert wird. Die so bearbeitete Oberfläche zeigt einen verbesserten Glanz, einen geringeren Reibwiderstand und insbesondere eine weitere Erhöhung der Korrosionsbeständigkeit, da glattere Oberflächen weniger Angriffspunkte für Korrosion bieten. Auch die Anhaftung von Mikroorganismen oder sonstigen Ablagerungen wird dadurch erschwert und damit lässt sich die Oberfläche wesentlich besser reinigen. Dieser Vorteil wird sowohl im Anlagenbau, der Lebensmittelverarbeitung, in der Chemie- und Pharmaindustrie, der Wasserversorgung oder der Medizintechnik sehr geschätzt.
Stärke durch Kooperation
Vor zwei Jahren haben Sven Reimold und Hans Wörner die MVB Metallveredelung Bretten GmbH übernommen. Mit der Übernahme trat Hans Wörner nach langen Jahren der Vertriebstätigkeit als Geschäftsführer bei der MVB ein. Sven Reimold und Hans Wörner brachten die MVB durch Umbau der Anlagen auf die neueste Software und Steuerungstechnik sowie der Erneuerung der Anlagentechnik auf den heute verfügbaren fortschrittlichen Stand.
Die rechtlich selbstständig agierenden Unternehmen sehen sich in einer sehr engen Partnerschaft, die ihnen hervorragende Möglichkeiten zur bestmöglichen Bedienung der Kunden verschafft. Beide Geschäftsführer schätzen die entstandenen Synergien, sowohl in Bezug auf die Weiterentwicklung, wie sie mit der Einrichtung neuer Produktionskapazitäten für das Elektropolieren von beiden Unternehmen vorgenommen wurden, als auch in der deutlich effektiveren Nutzung von bestehenden Anlagen und Verfahren. MVB hat ebenfalls durch die Modernisierung bisher bestehender Anlagen sein Angebot zum Elektropolieren deutlich erweitert. Dabei wurden die Erweiterungen in beiden Unternehmen so aufeinander abgestimmt, dass sich beide in ihrem Angebotsumfang ergänzen.
Anlagentechnik im Detail
Wie auch bei der MVB wurde der Umbau der bisherigen Beschichtungsanlage für Nickel-Chrom an die Driesch Anlagentechnik GmbH, Menden, vergeben. Die zweireihige Anlage mit einer Gesamtlänge von 18,5 m und einer Breite von 9,5 m erlaubt die Beschichtung von Teilen bis zu Abmessungen von 2000 mm x 600 mm x 1200 mm. Eine frei programmierbare Steuerung erlaubt die bestmögliche Anpassung der Bearbeitung an die Erfordernisse der Kunden, zugleich aber auch eine hohe Ausbringung der Anlage und damit eine gute Wirtschaftlichkeit. Die drei Deckenlaufwagen sind für eine Tragkraft bis 400 kg ausgelegt.
Die Umbauarbeiten bei Strähle wurden im laufenden Betrieb durchgeführt und von der Driesch Anlagentechnik GmbH innerhalb kürzester Zeit termingerecht realisiert. Sven Reimold legt besonders großen Wert darauf, alle Anlagenkomponenten aus einer Hand zu erhalten, weshalb auch eine Steuerung der Driesch Anlagentechnik eingesetzt wird. Lediglich die Artikelverwaltung wird durch ein ERP-System von Mediasoft betrieben; hier haben sich Strähle und MVB für ein gemeinsames System entschieden, das bei den neuen Anlagen eingebunden ist und die Zusammenarbeit und Effizienz der beiden Unternehmen bestens unterstützt.
Während in Zaisenhausen ausschließlich Steuerungen der Driesch Anlagentechnik eingesetzt werden, wird bei MVB in Bretten ein Steuerungspaket der Hehl Galvanotronic aus Solingen verwendet. Jedes der Systeme ist speziell auf die entsprechenden Anlagen und Anforderungen der Unternehmen abgestimmt.
Qualität durch Fachwissen
Die Strähle-Galvanik hat immer besonderen Wert auf ein hohes Fachwissen der Mitarbeiter sowie einen modernen Maschinenpark gelegt. Ein Kernpunkt der Unternehmensphilosophie ist die qualifizierte Ausbildung und hohe Motivation der Mitarbeiter, zu der beispielsweise das aktive betriebliche Vorschlagwesen beiträgt. Eine kontinuierliche Qualitätsverbesserung aller Prozesse und eine Null-Fehler-Strategie sind die vorrangigen Qualitätsziele zur Verbesserung der Marktakzeptanz, zur Anhebung der Produktqualität und zur Steigerung der Kundenzufriedenheit, wie Sven Reimold betont.
Ein Baustein einer hohen Marktakzeptanz ist insbesondere im Bereich der Galvanotechnik in immer höherem Maße das Umweltbewusstsein, auf das bei Strähle hoher Wert gelegt wird. Als traditionsbewusstes Lohnveredlungsunternehmen sieht die Strähle-Galvanik GmbH in der Einführung eines vollumfassenden Qualitätsmanagementsystems nach DIN EN ISO 9001:2008 die hohen Maßstäbe ihres Qualitätsempfindens erfüllt. Dies wurde auch bei der neu in Betrieb genommenen Anlage zum Elektropolieren berücksichtigt. Nutznießer dieses Bestrebens sind die Kunden, für die Sven Reimold mit seinem gesamten Team auch in Zukunft ein Dienstleister erster Wahl sein wird.
Strähle Galvanik GmbH
Gewerbestraße 16 – 18
D-75059 Zaisenhausen
Elektropolierte Oberflächen – Eigenschaften und Vorteile
Eigenschaften
- metallisch rein und spannungsfrei
- glatt und rissfrei im Mikrobereich
- chemisch passiv
- frei von Graten, Flittern, Schuppen, Partikeln und Gaseinschlüssen
- glänzend und dekorativ
Vorteile
- verbesserte Korrosionsbeständigkeit und Dauerfestigkeit
- verminderte Reibung und Verschleiß
- erleichterte Reinigung, verringerte Belagbildung, vermindertes Keimwachstum
- reduzierte Ausgasung im Hochvakuum
- verbesserte Hochfrequenzleitfähigkeit
- optimale Schweiß- und Lötbarkeit
- Qualitätskontrolle durch Aufdecken von Bearbeitungs- und Materialfehlern
Feierliche Inbetriebnahme der neuen Driesch-Anlage
Am 23. Mai hat die Strähle-Galvanik eine neue Anlage zum Elektropolieren im Rahmen einer kleinen Feier in Zaisenhausen in Betrieb genommen. Sven Reimold freute sich, dass er mit der Neuorientierung nicht nur den Angebotsumfang erweitern konnte, sondern durch den Wegfall der galvanischen Verchromung vollständig ohne kritische Stoffe auskommt. Anlass für diesen Schritt waren steigende Unsicherheiten in Bezug auf die längerfristige Verwendung von sechswertigem Chrom durch die europäische Chemikalienverordnung REACh und die damit verbundenen Rückgänge bei der Nachfrage nach Nickel-Chrom-Beschichtungen. Sven Reimold betonte jedoch, dass er diese Entwicklungen außerordentlich nachteilig findet, da die Eigenschaften der Beschichtung mit alternativen Verfahren kaum zu erreichen sind, aber deutlich höhere Kosten verursachen.
Die neue Anlage wurde mit einer hohen Flexibilität ausgestattet, um eine optimale Ausbringung bei gleichzeitig breitem Teilemix zu ermöglichen. Dazu trägt auch die Einrichtung einer speziellen Bearbeitungsstufe für medizinische Teile bei. Dem Umweltschutz wurde durch die Ausstattung mit einer besonders widerstandsfähigen Bodenbeschichtung auf Basis von Polyethylen, die sowohl die Möglichkeit zur Prüfung auf Dichtheit als auch zur Reparatur bietet, besonders Rechnung getragen. Neben der automatischen Anlage für eine kostenoptimierte Bearbeitung steht darüber hinaus bei Strähle auch eine kleinere Handanlage zur Bearbeitung von Spezialteilen oder Musterserien zur Verfügung. Durch die jetzt abgeschlossenen Investitionen sieht sich die Strähle-Galvanik bestens aufgestellt, um das Unternehmen in inzwischen dritter Generation mit Erfolg weiter zu führen.
Die Bürgermeisterin von Zaisenhausen, Cathrin Rübenacker, übrigens die jüngste Bürgermeisterin in Baden-Württemberg, bedankte sich bei Sven Reimold für die Erweiterung des Unternehmens und damit für die Festigung der 40 Arbeitsplätze, sowie für den hohen umwelttechnischen Stand der Strähle-Galvanik.