Die früher zum Straßenbild gehörenden, durch Korrosion gezeichneten Fahrzeuge – umgangssprachlich auch gern als Rostlauben bezeichnet – sind heute in Zentraleuropa eher selten geworden. Hier zeigt es sich, dass der Korrosionsschutz erhebliche Fortschritte erzielt hat. Trotzdem verursacht Korrosion Jahr für Jahr Schäden in Höhe von drei bis vier Prozent des Bruttoinlandprodukts. Der Grund für diese Situation ist unter anderem der Tatsache geschuldet, dass Korrosion eine Systemeigenschaft ist. Wandelnde klimatische Verhältnisse und sich ändernde Werkstoffe oder Werkstoffzusammensetzungen erfordern umfangreiche Kenntnisse, um Korrosion als natürlichen Alterungsprozess in Grenzen zu halten.
Ein Unternehmen, das sich intensiv mit der Korrosion und ihrer Vermeidung befasst, ist die InnCoa GmbH in Neustadt/Donau. InnCoa – das Kunstwort aus Innovative Coating – wurde 2005 gegründet und beschäftigte sich zunächst vor allem mit der Beratung im Bereich Beschichtungsverfahren, hier speziell mit CVD über metallorganische Verbindungen, sowie F&E Engineering. So gelang es dem Unternehmen, sich schon zu Anfangszeiten im Bereich der Oberflächentechnik einen Namen zu machen.
Im April 2008 bezog InnCoa den Standort Neustadt/Donau mit neuen und großzügigen Räumlichkeiten. Durch die Erweiterung des Stammpersonals und der Laborausstattung, der Anschaffung eines eigenen Rasterelektronenmikroskops und Mikrohärteprüfgeräts sowie durch die Errichtung eines professionellen Metallografielabors wurden die Weichen für den Geschäftsbereich Werkstoffprüfung und Schadensanalyse gestellt.
Seit Oktober 2009 verstärkt Dr.-Ing. Simon Oberhauser die Geschäftsleitung. Simon Oberhauser studierte an der TH Ingolstadt zunächst Maschinenbau und promovierte im Anschluss an der TU Bergakademie in Freiberg im Bereich Werkstoffwissenschaft. Der Ausbau des Bereichs der Werkstoffauswahl und Werkstoffmodifikation sowie Korrosion und Korrosionsprüfung konnte nicht zuletzt durch sein Fachwissen und seine Forschungsaktivitäten weiter intensiviert werden. Ergänzend dazu steht ihm Prof. Dr. Christoph Strobl als Gesellschafter und Berater mit ausgewiesener Expertise im Bereich Werkstoff und Korrosion zur Seite.
Die InnCoa GmbH beschäftigt sich mit dem Belastungsdreieck aus Werkstoff, Oberfläche und den Korrosionsabläufen beziehungsweise Korrosionsmechanismen. Tätig ist das interdisziplinäre Team aus Maschinenbau, Werkstoffwissenschaft, Chemie und Mineralogie im Bereich Schadensuntersuchung, Werkstoffcharakterisierung, angewandte Forschung und Entwicklung sowie Beratung. So kann ein Komplettpaket – von der Untersuchung bis zur Erarbeitung einer Lösung einschließlich Beratung, zugeschnitten auf die jeweiligen Anforderungen – angeboten werden. Mit diesem weitreichenden Angebot werden vor allem die Branchen Automobil, Transportwesen (Straße und Schiene), Petrochemie, Luftfahrt oder Maschinenbau bedient.
Die Untersuchung von Korrosionsfällen oder die Abschätzung der Korrosionsbeständigkeit von neuen Werkstoffen oder Werkstoffkombinationen erfordert in der Regel Geräte und Einrichtungen zur Simulation von Systemzuständen sowie die Untersuchung der Abläufe im Mikrobereich. Dazu verfügt das Unternehmen über eine umfangreiche Geräteausstattung. Ein Muss für entsprechende Untersuchungen sind die Einrichtungen zur metallografischen Untersuchung, die insbesondere auch die Fähigkeit der Mitarbeiter zur Durchführung von aufwendigen Zielpräparationen einschließt. Zudem stehen zwei Elektrochemiemessstände (Potentiostaten, Galvanostaten von Gamry), ein Rasterelektronenmikroskop mit EDX, ein Mikrohärteprüfgerät, ein Zugdruckprüfstand sowie diverse Auslagerungsstände beziehungsweise Salzsprühnebelkammern zur Verfügung.
Schadens und Werkstoffanalysen, zum Beispiel mittels Zielpräparation, Lichtmikroskopie, REM/EDX werden eingesetzt bei
- Überzügen (Schichtdicke, Fehlstellen, Haftung, Einschlüsse)
- Sonderkorrosionsformen (interkristalline Korrosion, Spannungsriss-, Loch-, Kontaktkorrosion, selektive Korrosion, Wasserstoffblasenbildung)
- Hochtemperatur Korrosionsformen (z. B. Oxidation, Sulfidierung, Aufkohlung)
Elektrochemische Korrosionsuntersuchungsmethoden werden auch an komplexen Teilen ortsauflösend durchgeführt. Die elektrochemische Potentialanalyse (nach DIN 50918 und DIN 50919) kann beispielsweise für folgende Untersuchungen herangezogen werden:
- Bestimmung der Lebensdauer von verschiedenen Metallen und deren Legierungen in wässrigen Medien (unter Variation der Zusammensetzung des Elektrolyten, dessen Konzentration, pH- Wert und Temperatur (bis 60 °C))
- Bestimmung der Qualität und schützenden Wirkung von metallischen Überzügen
- Abschätzung der Kontaktkorrosionsgefahr (explizit auch Paarungen von Metallen gegen CFK oder auch Elastomeren (z. B. DBL 5527))
- Ermittlung der Korrosivität von nicht wässrigen Medien (z. B. Kraftstoffen, Kühlmitteln oder Fetten)
Die Impedanzspektroskopie nach der Norm DIN EN ISO 16773 eignet sich für folgende Untersuchungen:
- Qualität von Beschichtungen (Defektfreiheit, Haftung, Degradation bei Medienbeaufschlagung)
- Übergangswiderstände bei elektrischen Kontaktelementen mit höherer Auflösung überprüfen als dies gängige Messmittel zulassen
Neben den klassischen und den elektrochemischen Prüfungen bietet InnCoa mit anforderungsspezifischen Korrosionsprüfungen (tailored corrosion tests) ein weiteres Feld an Korrosionsprüfungen an. Hier geht es vornehmlich um Beständigkeiten in Medien-Material-Systemen, die in Auslagerungstests bei definierter Temperatur in Flüssigkeiten oder Gasen ermittelt werden. Nach den Tests werden die Prüflinge hinsichtlich Korrosionserscheinungen bewertet.
Nach dem Verständnis der InnCoa muss eine moderne Dienstleistung im Bereich der Korrosion neben der Aufklärung von Versagensfällen insbesondere die Vermeidung von Korrosion betreiben. Hierzu werden Entwicklungsarbeiten durchgeführt, um optimale Schutzsysteme zu finden und in die Praxis einzuführen. Dazu wird auf alle Arten der Oberflächenbehandlung zurückgegriffen, von der Galvanotechnik über die Schmelztauchbeschichtung, Slurryapplikationen bis hin zu PVD, CVD und Lackieren.
In Verbindung mit Schulungen über die optimale Auswahl, den Einsatz und den Schutz von Werkstoffen und Baugruppen leistet die InnCoa einen wichtigen Beitrag zur Schonung von Rohstoffen und Energie sowie zur Erhöhung der Sicherheit von Geräten, Anlagen, Einrichtungen und Bauwerken. Die nach wie vor immensen Schadensbeträge, die durch Korrosion verursacht werden, unterstreichen die Wichtigkeit dieses Ansatzes.
Ansprechpartner
Dr. Simon Oberhauser
E-Mail: oberhauser@inncoa.de
InnCoa GmbH
Trepfenau 6, D-93333 Neustadt/Donau