Spannendes Thema Chrom – Stimmt die Richtung?

Werkstoffe 09. 12. 2015

In den letzten Monaten wurde intensiv daran gearbeitet, die REACh-Vorgaben zur Verwendung von Chromaten für die galvanische Abscheidung zu erfüllen. Chromoberflächen begegnen uns bei allen Arten von Produkten: Sanitäreinrichtungen, Möbel, Tischdekoration, Bedienelemente in Fahrzeugen, Kochtöpfe, Hydraulikelemente – die Reihe lässt sich lange fortsetzen. Chromschichten zeichnen sich durch ausgezeichnete Korrosionsbeständigkeit, Kratzfestigkeit, Reinigbarkeit, Oxidationsbeständigkeit, Glanz oder gleichmäßig helles Aussehen aus.

Für die Herstellung der Schichten wird das durch REACh angesprochene Zwischenprodukt Chromat eingesetzt. In den fertig gestellten Produkten – als Chromschicht – liegt dagegen das absolut unbedenkliche metallische Chrom vor. In Zentraleuropa unterliegt die Produktion seit vielen Jahrzehnten strengen Vorgaben des Umwelt- und Arbeitsschutzes, die erfüllt und kontrolliert werden. Ein Risiko für die Allgemeinheit ist nicht vorhanden und für die Arbeitskräfte in galvanischen Betrieben aufgrund der Sicherheitsregelungen praktisch ausgeschlossen. Trotzdem strebt der europäische Gesetzgeber an, Chromate in Europa vollständig zu vermeiden.

Inzwischen zeichnet sich insbesondere bei Oberflächen mit stark dekorativem Erscheinungsbild ab, dass wir in nächster Zukunft mit Alternativen arbeiten werden. Die Alternativen sind durch höhere Herstellkosten und andere Eigenschaften (vorwiegend schlechtere) charakterisiert. Entwicklungen zur Verbesserung der Situation sind im Gange, lassen derzeit aber noch keine Aussage darüber zu, bis wann und mit welchem Ergebnis zu rechnen ist. Gefragt sind vor allem die Kunden, beispielsweise die Automobil-, Sanitär- oder Möbelindustrie. Sie entscheiden darüber, Alternativen aus Europa einzusetzen oder die bisher verwendeten Oberflächen außerhalb Europas einzukaufen.

Ein weiteres umfangreiches Einsatzfeld von Chromaten ist das Gerben von Leder. Am 11. November wurde in der ARD-Sendung Plusminus (21:45 Uhr) in einer Reportage über die Lederherstellung in Indien berichtet. Dort wird ein Großteil des hochwertigen Leders hergestellt, das wir in Kleidungsstücken (vermutlich auch in Möbeln oder Fahrzeugsitzen) nutzen. Nach wie vor wird die Verarbeitung in Indien traditionell ohne Schutzkleidung für die tätigen Mitarbeiter durchgeführt und die Entsorgung von gebrauchten Chromatlösungen erfolgt in der freien Natur. Abnehmer des Leders sind der Reportage zufolge renommierte Markenhersteller wie Geox oder Gabor.

Ob die hohen Ziele der europäischen Gesetzgeber zum Wohl der Menschen (nur die in Europa?) auch erreicht werden, entscheiden also in erster Linie die Kunden der Beschichtungs- und der Lederindustrie durch ihr Kaufverhalten. Vielleicht hätte der Gesetzgeber besser daran getan, den sicheren Umgang mit gefährlichen Stoffen in Europa zu fördern, anstatt darauf zu hoffen, dass die restliche Welt dem guten Beispiel Europas folgt. Dies steht nach derzeitigem Stand aber wohl nicht mehr zur Diskussion.

Die vorliegende Ausgabe der WOMag enthält Beiträge, die verschiedene Aspekte und Entwicklungen zum Thema der Chrombeschichtungen aufzeigen.

Redaktion und Verlag bedanken sich bei allen Lesern für das entgegengebrachte Interesse im ablaufenden Jahr 2015 und wünschen erholsame Feiertage!

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