Lange Zeit gingen die Bemühungen der Oberflächentechnik für den Automobilbau primär in Richtung Korrosionsschutz – dafür stehen heute hochwertige Schichtsysteme auf Basis von Zink als Schutzschicht für Stahlsubstrate und als Kontaktpartner für Aluminium zur Verfügung. Auch in den nächsten Jahren wird Stahl mit solchen galvanisch aufgebrachten Schutzsystemen vorrangig verbaut werden. Die mit Zink-Nickel beschichteten Stahlbauteile sind zudem als Partner für Aluminium im Hinblick auf den Leichtbau bei Fahrzeugen gut geeignet. Mit dazu bei tragen die Bemühungen zur Verbesserung der Korrosionsprüfung, wie sie beispielsweise vom KompetenzZentrum Oberflächen der TÜV Rheinland Akademie in Nürnberg durchgeführt und in der vorliegenden Ausgabe der WOMag dargestellt werden.
Auf der kürzlich stattgefundenen Fachtagung Ulmer Gespräch wurde deutlich, dass sich mit Einführung des Elektroantriebs für Automobile die Herausforderungen an die Werkstofftechnik ändern. Verbunde aus Grundwerkstoff und Oberfläche treten noch stärker in den Vordergrund. Für den Fahrzeugleichtbau mit elektrischem Antrieb verändert sich der Antriebsstrang erheblich: Es werden auf jeden Fall deutlich weniger bewegte Teile mit geringerer Belastung durch Gase und organische Stoffe wie Öl oder Treibstoff anfallen. Allerdings werden immer mehr Sensoren und elektrisch arbeitende Aktoren im Fahrzeug eingesetzt. Diese müssen über gute Kontaktbereiche verfügen, aber auch gegen Oxidation und Korrosion – vor allem Kontaktkorrosion unter Mitwirkung von elektrischem Strom – geschützt werden.
In den Beiträgen der Tagung in Neu-Ulm wurde aufgezeigt, wo bereits Lösungen verfügbar sind und in welchen Bereichen noch erhebliche Entwicklungsarbeiten anstehen. So könnten beispielsweise an Stelle von teurem und schwerem Kupfer die leitenden Komponenten aus Aluminium hergestellt werden, was allerdings nur mit einer angepassten Oberflächenbehandlung sinnvoll sein wird. Die Werkstoffverbunde müssen hier neben der guten elektrischen Verbindung auch einen Schutz gegen Verschleiß und Korrosion aufweisen – und dies selbstverständlich zu möglichst geringen Kosten. Durch eine gute Zusammenarbeit zwischen der Oberflächentechnik und den vorgelagerten Fachbereichen werden auch weiterhin innovative Produkte entstehen.
In wenigen Tagen findet in Pforzheim die Stanztec statt, bei der ebenfalls die Verbunde aus Grundwerkstoff und Beschichtung einen Schwerpunkt darstellen. Wie zu erwarten, ist wiederum der Automobilbau einer der wichtigsten Abnehmerbereiche und damit auch Treiber der neuen Entwicklungen. Die Oberflächentechnik im Automobil steht darüber hinaus auf der DGO-Tagung Stuttgarter Automobiltag am 30. Juni im Fokus – nach der O&S werden damit zwei weitere interessante Veranstaltungen zu Innovationen aus Werkstoff und Oberfläche angeboten. Nutzen Sie diese Möglichkeiten!