International Solution Days

Werkstoffe 11. 06. 2016
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GF Machining Solutions hat 2016 wieder zu den International Solution Days nach Schorndorf geladen. Neben den Themen Industrie 4.0 und dem industriellem 3D-Druck interessierten sich die rund 1000 Gäste vor allem für innovative GF-Lösungen im Werkzeug- und Formenbau.

An die Ausläufer der Schwäbischen Alb geschmiegt und umgeben von Feldern und Wäldern liegt das beschauliche Städtchen Schorndorf, unweit von Stuttgart. In der Geburtsstadt Gottlieb Daimlers entstehen auch heute noch gute Ideen. So verwundert es nicht, dass hier der innovative schweizerische Werkzeugmaschinenhersteller GF Machining Solutions seinen deutschen Hauptsitz hat. Vom 19. bis 21. April 2016 wandelte sich der beschauliche Ort zum Zentrum der europäischen Werkzeugmaschinenbranche: Rund 1000 Gäste aus zwölf Ländern waren der Einladung des Technologie-Unternehmens zu den International Solution Days 2016 gefolgt.

GF zeigte auf über 1300 Quadratmetern Ausstellungsfläche neueste Anwendungen und Entwicklungen im Fräsen, Senk- und Drahterodieren, in der Lasertexturierung und im 3D-Druck.

Antonio Faccio, Leiter der Marktregionen Europa und Südamerika bei GF Machining Solutions begrüßt die Gäste der International Solution Days 2016 in der Schorndorfer Deutschland-Zentrale des schweizerischen Technologiekonzerns

 

Der Name Solution Days ist Programm, wie Heiko Benz, Geschäftsführer GF Machining Solution Deutschland, zum Auftakt der dreitägigen Veranstaltung erklärte: GF Machining Solutions entwickle sich konform zur Marktanforderung mehr und mehr vom reinen Maschinenhersteller zum Industriepartner für integrierte Lösungen. Neben vielen Produktinnovationen aus dem Hause GF standen somit auch vielbeachtete Themen wie die additive Fertigung und Industrie 4.0 im Mittelpunkt der Vorträge und Diskussionen. Als schweizer isches Unternehmen verfolgt GF nach den Worten von Benz den Anspruch, die Innovationsführerschaft bei Schlüsseltechnologien innezuhaben. GF entwickle traditionelle Technologien wie das Fräsen und das Erodieren stetig weiter, glaube aber auch an neue Trends, wie den industriellen 3D-Druck und die Industrie 4.0. GF Machining Solutions führe diese Neuerungen, gemeinsam mit starken Partnern, von den Prototypen-Laboren hinein in die realen Produk­tionsprozesse.

Fabrik der Zukunft

Die rasante Entwicklung hinzur Vernetzung und Digitalisierung der Produktionsprozesse wurde im Schorndorfer Demo-Center von GF Machining Solutions besonders eindrücklich anhand einer vollautomatisierten Multi-Technologie-Zelle dargestellt. Die imposante Anlage, die bei den Solutions Days ihre Weltpremiere feierte, demonstrierte den hochinteressierten Besuchern das tatsächliche Einsatzspektrum von Industrie-4.0-Lösungen.

Die Zelle kombiniert Schneid-, Senkerosion­ und Hochgeschwindigkeitsfrästechnologien mit perfekt aufeinander abgestimmten Zellmanagementsystemen, intelligenten Sensoren, E-Tracking-Lösungen, einer High-End-Waschmaschine und einer Zeiss-Messanlage. Das System plant laut Geschäftsführer Heiko Benz den optimalen Prozess größtenteils selbstständig: Ist Fräsen oder Erosion für die Aufgabe besser geeignet oder ist eine Kombination beider Technologien das Mittel der Wahl? Die Multi-Prozess-Planungslösung sei in der Lage, diese Fragen weitgehend ohne Zutun von außen zu beantworten. Die Fertigung laufe ohne Brüche im Datenfluss vollautomatisch, von der CAD-Zeichnung bis zum fertigen Teil - und zwar im 5-µ-Bereich, erklärte Benz. An diesem Ansatz werde klar, dass GF Machining Solutions dem Präzi­sionsverlust durch Automation keine Chance lässt.

Dass GF Machining Solutions die fortschreitende Digitalisierung nicht als Gefahr, sondern als Chance begreift, wurde auch in der Begrüßungsrede des Präsidenten Pascal Boillat deutlich. Eigens zu den Solution Days aus der Genfer Unternehmenszentrale angereist, betonte er die Bedeutung dieser technologischen Entwicklung: Wir nehmen bei GF das Thema sehr ernst und stellen uns entsprechend auf. Für Europa ist die Industrie 4.0 besonders wichtig. Der Leiter von GF Machining Solutions wandte sich auch mit einem Appell an seine Gäste: Der Industriestandort Europa kann nur wettbewerbsfähig bleiben, wenn wir bei der Industrie 4.0 die Vorreiterschaft übernehmen. Wenn wir unseren Kunden in dieser Phase der digitalen Transformation fortschrittliche Lösungen anbieten, ihnen die Möglichkeit geben, wettbewerbsfähig zu bleiben, dann blickt der Produktionsstandort Europa in eine strahlende Zukunft.

Starkes Europa

Tatsächlich erfreue sich der europäische Werkzeugbau aktuell guter Gesundheit, müsse aber darauf achten, gegenüber den
USA, China oder aufstrebenden Ländern­ wie Brasilien oder Vietnam nicht ins Hintertreffen zu geraten, wie Dr. Wolfgang Boos, Geschäftsführer der Aachener Werkzeugbau Akademie, in seinem Vortrag­ am ersten Veranstaltungstag darlegte. Als
fundamentaler Indikator zeige die Beschaffung gut auf, wie es um die Werkzeugbauer­ in Europa bestellt sei. Wir haben bei unserer Studie World of Tooling festgestellt, dass sich Werkzeugbauer im deutschsprachigen Raum verstärkt auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Die Eigenleistung­ zum Umsatz sinke tendenziell, ihre Wert­schöpfungs­tiefe habe sich in den letzten Jahren von zirka 80 Prozent auf 70 Prozent reduziert. Doch 75 Prozent aller ihrer Lieferanten befänden sich in einem Umkreis von 300 Kilometer. Das heißt: Alle reden zwar vom Megatrend Globalisierung, wir stellen aber fest, dass der europäische Werkzeugbau meist regional, wenn nicht lokal, beschafft. Verkauft werde aber global.

     

Im Foyer von GF Machining Solutions in Schorndorf vertieften die zahlreichen Gäste und GF-Mitarbeiter ihre Gespräche über gemeinsame Vorhaben und Projekte (links); Die Verkaufsingenieure von GF Machining Solutions standen ihren Geschäftspartnern Rede und Antwort und präsentierten die neuesten Innova­tionen aus dem Hause GF (rechts) 

 

Herausforderung Innovation

Bei allem Optimismus gab es in Schorndorf auch mahnende Worte, die Ole Strachan, Senior Consultant der Beratungs-Gesellschaft Staufen AG, den Gästen mit auf den Weg gab: Unseren Studien zufolge gilt Deutschland zwar weiterhin als eines der innovativsten Länder weltweit. Doch bahnbrechende Geschäftsmodelle und Innovationen – wie AirBnB, UBER oder Facebook – stammen selten aus Deutschland. So werde zum Beispiel in China die Industrie 4.0 bereits aktiv gelebt. In Deutschland werde hingegen von vielen Unternehmen davon geredet, wobei aber nur wenige mittelständische Firmen wirklich wüssten, was sich hinter diesem Hype-Begriff wirklich verberge, so der Unternehmensberater. Ole Strachan wies auch darauf hin, dass Innovation­ kein Selbstzweck ist: Über 70 Prozent der neu entwickelten Produkte, die auf den Markt gebracht werden, verkommen nach seinen Worten zum Flopp, wegen Fehlpositionierungen oder verschenkter Potenziale. Aber es lohnesich durchaus, die jüngsten Entwicklungen genau zu beobachten. Als Fast-Follower könne man auch große Erfolge feiern, so der Tipp von Strachan.

Die Zukunft beginnt neu

Als Fast-Follower oder gar Pioniere verstanden sich auch viele Gäste der International Solution Days, als sie die neuesten Technologieentwicklungen von GF Machining Solutions im Schorndorfer Demo-Center genauestens unter die Lupe nahmen. Neben der vollautomatisiertenMulti-Technologie-
Zelle begeisterte vor allem die additive Fertigungsmaschine AM S 290 Tooling die Besucher. Erstmals auf der Messe EMO Mailand 2015 vorgestellt, kommt dieser industrielle 3D-Drucker – entstanden aus der Zusammenarbeit mit EOS – inzwischen zum industriellen Einsatz, beispielsweise bei der Produktion eines Ventils des Schwesterunternehmens GF Piping Systems.

Heiko Benz ist von der neuen 3D-Druck-Technologie überzeugt, bremst falsche Erwartungen aber auch ein: Der industrielle 3D-Druck sei ein Thema, das alle beschäftige. Manche glaubten gar, dass man in Zukunft in der eigenen Garage einbaufertige Ersatzteile für den eigenen PKW oder die heimische Waschmaschine drucken werde, dass traditionelle Fertigung dadurch abgelöst werde. Das werde auf absehbare Zeit nicht der Fall sein. Hingegen sehen wir den 3D-Druck als komplementäre Technologie, die sich aufgrund des enormen Zusatz­nutzens den das Verfahren bietet, rasch zu einer neuen Schlüsseltechnologie für den Werkzeug- und Formenbau ent­wickeln wird. Deshalb werden wir gemeinsam mit unserem Partner EOS diese Technologie in die industrielle Prozesskette integrieren.

Zum Abschluss der International Solution Days 2016 kamen die Besucher, Partner und Kunden von GF Machining Solutions noch in den Genuss von Bündnerfleisch und Saxophon-Klängen und sprachen in entspannter Atmosphäre über die Potenziale der gezeigten Innovationen. Das hätte auch dem berühmtesten Sohn der Stadt Schorndorf – Gottlieb Daimler – gefallen.

 

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