REACh kommt näher

Werkstoffe 06. 03. 2017

Der Saal war brechend voll. Das ist meistens ein gutes Zeichen dafür, dass eine Veranstaltung ein interessiertes Publikum getroffen hat. In diesem Fall ist es wohl eher ein verängstigtes Publikum. Die IHK Veranstaltung am 26. Januar in Arnsberg stellt den Beginn einer Reihe von Veranstaltungen zur praktischen Umsetzung von REACh dar. Darum wurden neben betroffenen Unternehmern aus der Region auch Behörden eingeladen, die mit der Umsetzung betraut sind. Bewusst lag der Tenor nicht auf Konfrontation; sondern auf dem Austausch von Umsetzungsthematiken beziehungsweise deren Interpretation aus der jeweiligen Sichtweise.

Zunächst muss feststellt werden, dass auf breiter Front eines immer noch besteht: Unsicherheit. Unsicherheit über die Zuständigkeiten auf nationaler und europäischer Bühne. Unsicherheit über die Umsetzung von einzelnen Paragraphen der REACh-Verordnung nach dem Sunset-Date.

Die Zukunft wird es schon zeigen. Kein befriedigender Standpunkt; wenn es um das Lebenswerk eines Unternehmers geht. Trotzdem ist miteinander sprechen besser als übereinander schimpfen. VECCO e.V. möchte mit seinem Netzwerk unterstützen, an der praktischen Umsetzung aktiv mitzuarbeiten. In Arnsberg taten dies eindrucksvoll zwei Unternehmer aus der Region für uns.

Aber einige Punkte bleiben aus praktischer Sicht doch verwunderlich: So wird im vorgestellten Entwurf der TRGS 561 Metalle offensichtlich eine Korrelation von Sicherungsmaßnahmen und Expositionswerten getroffen, die so in der Praxis nicht gegeben ist. Da gab es den einen oder anderen Zwischenruf aus dem Auditorium.

Und dann war sie da plötzlich wieder: Die kontroverse Interpretation der Daten aus der DGUV Megadatenbank. 2013 hatten wir beim Verwaltungsgericht in Berlin auf Herausgabe ebendieser Daten geklagt und nach unserem Erfolg in zweiter Instanz im Februar 2015 nachgewiesen, dass das Datenmaterial nicht repräsentativ ist. Auch wenn seitdem durchaus neue Messdaten erfasst worden sind, so ist es sehr überraschend, dass in den offiziellen Statistiken immer noch die hohen Expositionswerte auftauchen, die nicht nachvollzogen werden können.

Vielleicht nur ein Kommunikationsthema in der langen Behördenkette. Für uns aber eines, das lebensbedrohlich für unsere Branche sein kann. Diesmal wollen wir nicht klagen. Wir möchten mit unserer Erfahrung und unserem Netzwerk Datenmaterial und Sicherungsmaßnahmen aufzeigen, die auch praktisch funktionieren. Wir wollen mit den Behörden zusammenarbeiten – als Partner auf Augenhöhe. Deshalb werden wir in der nächsten Zeit nochmals intensiven Kontakt zu den Berufsgenossenschaften und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zur Aufklärung aufnehmen.

Das Gebot der Stunde muss deshalb lauten: Aktiv mitarbeiten für eine rationelle Handhabung und Umsetzung von REACh.

Was bleibt uns denn anderes übrig. REACh ist da. Das Sunset Date kommt näher.

Matthias Enseling
Vorstand VECCO e. V.

 

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