Industrie 4.0 verbreitet sich eher schleppend – ...

Werkstoffe 03. 02. 2018
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... kleineren Unternehmen fehlen Geld und Personal

Eine Studie der Ernst & Young zeigt: 45 Prozent der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes wenden Industrie 4.0 an; die Zahl der Anbieter hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. 59 Prozent sehen in hohen Investitionskosten das größte Hemmnis, 57 Prozent im Fachkräftemangel – Durchschnittliche Einsparungen von mehr als fünf Prozent

Die vernetzte Produktion wird für die Industrie immer entscheidender für ihre Wettbewerbsfähigkeit. Die Technologie setzt sich allerdings eher schleppend durch. In 45 Prozent der Unternehmen kommt Industrie 4.0 zum Einsatz – das sind nur vier Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr und sechs Prozentpunkte mehr als vor zwei Jahren. Je etwa ein weiteres Fünftel der Unternehmen hat den Einsatz entsprechender Anwendungen bereits geplant (20 %) beziehungsweise diskutiert diesen (23 %).

Unternehmen, die Industrie 4.0 ­anwenden, können dadurch etwa ihre Produktion flexibilisieren, schneller auf Kundenwünsche reagieren oder die Effektivität erhöhen. Im Durchschnitt rechnen die Unternehmen, die Potential in der Kostenreduktion sehen, mit Einsparungen von mehr als fünf Prozent durch Industrie-4.0-Lösungen – ein erheb­licher Wettbewerbsvorteil.

Den Anschluss zu verlieren, drohen dagegen die Unternehmen, die sich Industrie-4.0-Lösungen nicht leisten können oder nicht das entsprechende Know-how haben: Immerhin 59 Prozent sehen in den hohen Investitionskosten das größte Hemmnis, Industrie 4.0 im Betrieb einzuführen. Auch der Fachkräftemangel (57 %) wird wie auch in den Vorjahren als großes Hindernis gesehen. Es folgen Sicherheitsbedenken (48 %) und mangelnde Standards (46 %).

Das sind Ergebnisse einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young), für die insgesamt über 550 Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland befragt wurden. Die repräsentative Umfrage führte Bitkom Research durch. Als Industrie 4.0 werden die intelligente Fabrik und die Vernetzung von Produkten untereinander bezeichnet.

Die Zahl der Industrie-4.0-Anwender steigt den Beobachtungen von Stefan Bley, Partner bei Ernst & Young, langsam aber stetig. Vielen Unternehmen fehlt demzufolge allerdings das Geld oder das Know-how, um das Thema selbst voranzutreiben. Das kann für sie zu einem echten Wettbewerbsnachteil werden. Kooperationen oder standardisierte Software könnten kleineren Unternehmen helfen, entsprechende Lösungen in der Produktion einzusetzen. Bley verweist auf die Anfang September von mehreren Maschinenbauern und der Software AG gegründete Softwarefirma Adamos, die anderen Unternehmen Lösungen für Fernwartungen anbieten will. Die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes profitieren nach Aussage von Stefan Bely von der vernetzten Produktion. Je mehr von ihnen an entsprechenden Lösungen arbeiteten und vielleicht sogar Standards etablierten, desto schneller werde sich Industrie 4.0 auch bei den kleinen und mittelständischen Betrieben durchsetzen.

Zahl der Anbieter hat sich verdoppelt

Als gutes Zeichen wertet Bley, dass sich die Anzahl der Anbieter von Industrie-4.0-Lösungen im Vergleich zum Vorjahr auf elf Prozent verdoppelt hat. Weitere 14 Prozent planen, künftig als Anbieter auf dem Markt aufzutreten. Angesichts der hohen Anfangskosten und der schwierigen Fachkräftesituation ist das eine erfreuliche Entwicklung.

Attraktiv ist Industrie 4.0 für die Unternehmen vor allem deshalb, weil viele ­Prozesse in der Produktion dadurch optimiert werden können. 72 Prozent schreiben Industrie 4.0 etwa ein großes Potenzial bei der Erhöhung der Produktionsflexibilität zu, gefolgt von schnelleren Reaktionszeiten (52 %) und einer Erhöhung der Gesamtanlageneffektivität (47 %). Im Durchschnitt rechnen die Unternehmen, die Potential zur Kostenreduktion sehen, mit Einsparungen von mehr als fünf Prozent durch Industrie 4.0. Und immerhin knapp jedes fünfte Unternehmen (17 %) rechnet gar mit Ersparnissen von mindestens zehn Prozent.

Industrie 4.0 im ­Automobilbau am verbreitetsten

Vorreiter in Sachen Industrie 4.0 ist vor allem der Automobilbau. Hier setzt bereits jedes zweite Unternehmen (50 %) auf die vernetzte Produktion. Auch die Konsumgüterindustrie hat die Vorteile erkannt. 46 Prozent der Unternehmen aus dieser Branche haben entsprechende Anwendungen im Einsatz. Es folgen die Elektrotechnik (37 %) und der Maschinenbau (34 %). Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen (80 %) bescheinigt Industrie 4.0 bereits heute eine hohe ­strategische Bedeutung. Vier von zehn Unternehmen (41 %) schreiben dem Thema sogar eine sehr große strategische Bedeutung zu. Nur fünf Prozent der Unternehmen sagen, dass Industrie 4.0 für sie überhaupt keine ­strategische Bedeutung hat. In Zukunft wird Industrie 4.0 diesen hohen Stellenwert eher noch weiter ausbauen. Mit Blick auf die kommenden fünf Jahre sagen nämlich 89 Prozent der befragten Industrieunternehmen, dass die strategische Bedeutung für ihr Unternehmen zunehmen wird.

Auch die Investitionsabsichten sprechen dafür, dass Industrie 4.0 noch an Bedeutung zulegen wird. Im Durchschnitt investieren Anbieter und Planer derzeit fünf Prozent des Jahresumsatzes in diesen Bereich. Die Investitionen fließen vor allem in Personal (43 %) sowie Softwaresysteme und -konzepte (38 %). 76 Prozent der Unternehmen wollen ihre Investitionen in Industrie 4.0 im kommenden Jahr weiter ausbauen.

Ernst & Young

Ernst & Young ist eine der großen deutschen Prüfungs- und Beratungsorganisationen mit Schwerpunkt in der Steuerberatung. Das Unternehmen beschäftigt rund 9400 Mitarbeiter an 21 Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2015/2016 einen Umsatz von rund 1,6 Milliarden Euro. Gemeinsam mit den 231 000 Mitarbeitern der internationalen EY-Organisation betreut das Unternehmen Mandanten weltweit. Sowohl großen als auch mittelständischen Unternehmen wird ein umfangreiches Portfolio von Dienstleistungen angeboten: Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Rechtsberatung, Transaktionsberatung, Advisory Services und Immobilienberatung.

  • www.de.ey.com‚

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