TU Graz besetzt Stiftungsprofessur für Luftfahrtforschung

Werkstoffe 10. 06. 2018
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TU Graz, voestalpine und weitere Industriepartner starten Österreichs erste Stiftungsprofessur für Luftfahrt­forschung

Die Luftfahrt ist mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von über drei Prozent weltweit im Aufwind. Um dieses Potenzial zu nutzen, wurde an der TU Graz gemeinsam mit den Industriepartnern voestalpine, Fuchshofer Präzisionstechnik, TCM International und Diamond Aircraft Industries eine eigene Stiftungsprofessur ins Leben gerufen. Seit März ist diese mit dem aus Brasilien stammenden Werkstoffwissenschaftler Sergio Amancio offiziell besetzt.

Ziel der Kooperation zwischen ­Wissenschaft und Wirtschaft ist es, ein internationales Kompetenzzentrum für die Entwicklung von zukunftsweisenden Werkstoffen und Fertigungstechniken im Luftfahrtbereich zu eta­blieren. Die voestalpine als größter Industriepartner zählt bei Hochleistungswerkstoffen und Spezialschmiedeteilen, die als höchstbelastbare Struktur-, Triebwerks- oder Fahrwerksteile eingesetzt werden, zu den weltweit bedeutendsten Zulieferern für die Flugzeugindustrie.

In punkto Werkstoffqualität ist die Luftfahrt das Maß der Dinge: ­Höchstbeanspruchte Bauteile, wie beispielsweise in Antriebsaggregaten, müssen in bis zu 12 000 Metern Flughöhe bis zu 10 000 Umdrehungen pro Minute sowie Temperaturschwankungen zwischen +600 °C und -50 °C standhalten. Gleichzeitig sollen innovative Materialien aus höchstfesten Stahl-, Titan- oder Nickelbasislegierungen dazu beitragen, Flugzeuge noch leichter zu machen und so Treibstoff einzusparen. Die neue Stiftungsprofessur für Innovative Werkstoffe und Fertigungstechnik in der Luftfahrt an der TU Graz wird sich neben der Erforschung von verbesserten Materialeigenschaften auch neuen Verarbeitungstechniken – insbesondere additiven Verfahren – für den Flugzeugbau widmen.

Hotspot für Luftfahrttechnologien

Mit der neuen Stiftungsprofessur und dem an der TU Graz verfügbaren Expertenteam entsteht nach den Worten von Harald Kainz, Rektor der TU Graz, in Graz ein wissenschaftlicher Hotspot, der eng mit der regionalen Luftfahrtzulieferindustrie verbunden ist. Unser Ziel ist es, ein international sichtbares Zentrum auf dem Gebiet Luftfahrt-Werkstoffe und -Fertigungstechnologien zu werden. Neben den voestalpine-Produktionsgesellschaften voestalpine Böhler Edelstahl und voestalpine Böhler Aerospace mit Sitz im steirischen Kapfenberg sind mit Fuchshofer Präzisionstechnik, TCM International und Diamond Aircraft Industries heimische Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Werkstoffhersteller und -bearbeiter, über den Komponentenfertiger bis hin zum Flugzeugbauer – als Kooperationspartner beteiligt. In den ersten fünf Jahren wird die Stiftungsprofessur zudem von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützt.

Neue wissenschaftliche ­Impulse für voestalpine

Schon heute setzen alle großen Flugzeug­hersteller, darunter Airbus, Boeing, Bombardier oder Embraer, auf Produkte der voestalpine. Um unsere internationale Innovationsführerschaft im Luftfahrtbereich weiter auszubauen, betreiben wir neben unserer eigenen Forschungs- und Entwicklungstätigkeit seit Jahren auch eine gezielte Zusammenarbeit mit Universitäten. Die Stiftungsprofessur an der TU Graz ist daher nach Aussage von Franz Rotter, Vorstandsmitglied der voestalpine AG und Leiter der High Performance Metals Division, ein wichtiger Schritt, um neue Impulse für weiteres Wachstum sowie eine Erweiterung der bestehenden Fertigungskompetenzen in diesem Zukunftsmarkt zu erzielen. Der voestalpine-Konzern erwirtschaftet rund 330 Millionen Euro (GJ 2016/17) im Kundensegment Aerospace – mittelfristig soll dieser Anteil auf 500 Millionen gesteigert werden.

Deutsch-brasilianischer Werkstoff­experte forscht ab sofort in Graz

Am 1. März wurde der in Brasilien geborene Werkstoffexperte Sergio Amancio (42) für die Luftfahrt-Professur, die am Institut für Werkstoffkunde, Fügetechnik und ­Umformtechnik der TU Graz angesiedelt ist, berufen. An unserem Institut wird Sergio Amancio die Forschungsschwerpunkte Werkstoffdesign und Fügetechnik maßgeblich verstärken und mit dem Institut für Fertigungstechnik und dem Institut für Fahrzeugsicherheit der TU Graz intensiv kooperieren, so Christof Sommitsch, Leiter des Instituts für Werkstoffkunde, Fügetechnik und Umformtechnik. Nach diversen Forschungstätigkeiten in Brasilien und Deutschland, zuletzt als Gruppenleiter am Helmholtz-Zentrum Geesthacht, war Sergio Amancio die letzten sieben Jahre als Juniorprofessur für Fügetechnologien für Metall-Polymer-Verbunde am Institut für Verbundwerkstoffe der TU Hamburg-Harburg (TUHH) tätig.

  • www.tugraz.at

Text zum Titelbild: Drei Institute der TU Graz widmen sich gemeinsam dem Thema innovative Werkstoffe und Fertigungstechnik in der Luftfahrt: Christof Sommitsch und Sergio Amancio vom Institut für Werkstoffkunde, Fügetechnik und Umformtechnik, Hermann Steffan, Leiter des Instituts für Fahrzeugsicherheit und Franz Haas, Leiter des Instituts für Fertigungs­technik (©Lunghammer - TU Graz)


Der in Brasilien geborene ­Werkstoffexperte Sergio Amancio übernimmt die erste Stiftungsprofessur für Luftfahrtforschung in Österreich (©Lunghammer - TU Graz)

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