Ende März 2019 wurde am Beruflichen Schulzentrum für Bau- und Oberflächentechnik des Landkreises Zwickau (kurz: BSZ) eine neue Anlage zur kathodischen Tauchlackierung (kurz: KTL) im Wert von über 51 000 Euro in Betrieb genommen. Die für den berufspraktischen Unterricht vorgesehene Anlage besteht aus einem Laborgleichrichter sowie einem entsprechendem Tauchbecken für Probeblechbeschichtungen im Labormaßstab.
Der am BSZ verwendete Laborgleichrichter ist laut der Gorkotte GmbH Ing.-Büro Anlagenbau der gängigste Typ, der auch an allen deutschen Automobilfirmen mehrfach geliefert wurde. Er hat alle nach dem Stand der Technik für die KTL-Laborprüfungen benötigten Einrichtungen. Dazu zählen:
- Messbereiche für Spannung
- Coulombmeter mit Grenzwertschaltung
- Schaltuhr und Wahlmöglichkeiten der verschiedenen Programme für Spannungskonstanz, Stromkonstanz mit Spannungsgrenze und frei wählbare Spannungsrampe
- Vernetzung über Bildschirmregistriersystem zum PC
- hohe Leistung zur Realisierung von Durchbruchtests
Vor allem in der Automobilindustrie wird Elektrotauchlackierung eingesetzt. Hierbei liegt ein elektrisch leitfähiger, wässriger Lack vor, in den das zu lackierende Teil eingetaucht wird. Die Herstellung des Lackfilms auf dem metallischen Untergrund wird durch einen elektrischen Strom ausgelöst, wobei die Abscheidung des Lackfilms sowohl an der Anode als auch an der Kathode erfolgen kann (anodische oder kathodische Tauchlackierung; es handelt sich allerdings um grundsätzlich unterschiedliche Lacksysteme).
Im Falle des kathodischen Lacksystems erfolgt durch die Entwicklung von Wasserstoff an der Kathode eine Erhöhung des pH-Werts des Lacks, die zur Reaktion der vorhandenen Lackbestandteile führt – eine Art von Ausfällung vor der Kathode. Der gebildete Lackfilm ist zwischen etwa 5 µm und bis zu 30 µm dick und enthält Reste von Lösemittel und Wasser. Die Dicke des Lackfilms wird aufgrund des steigenden elektrischen Widerstands des gebildeten Lackfilms begrenzt. Der Film wird nach dem Auftragen durch eine Wärmebehandlung bei etwa 180 °C bis 220 °C (je nach Art des Lacks) ausgehärtet, wobei neben einer Vernetzungsreaktion das vorhandene Wasser und Lösemittel aus dem Lackfilm ausgetrieben werden.
Elektrotauchlackierungen sind in ihrer Dicke sehr gleichmäßig und werden in der Automobilindustrie mit weiteren Lacksystemen (Nasslack oder Pulverlack) zu dickeren Gesamtlackierungen erweitert. Die Elektrotauchlackierung ist hier die erste Lackierung (Grundlackierung).
Die Anschaffung der Anlage am BSZ für Bau- und Oberflächentechnik dient der Ausbildung im Bereich der Oberflächentechnik für die länderübergreifenden Fachklassen der Oberflächenbeschichter (früher: Galvaniseure) sowie der Landesfachklassen der Verfahrensmechaniker für Beschichtungstechnik. Das Einzugsgebiet der hier ausgebildeten Lehrlinge erstreckt sich dabei neben Sachsen über mehrere Bundesländer, insbesondere Thüringen, Sachsen-Anhalt, Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
B. Trinks
- www.bsz-bautechnik-zwickau.de