Fachleute erörtern gemeinsam Voraussetzungen, Potenziale und Risiken

Oberflächen 08. 10. 2019
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Knapp 40 Vertreter aus Industrie und Wissenschaft kamen am 28. Mai 2019 zum Workshop Digitalisierung elektrochemischer Prozesse in Frankfurt a. M. zusammen. Die von der wissenschaftlichen Begleitmaßnahme InnoEMatplus (vertreten durch Dechema, DGO und DGM) organisierte Diskussionsveranstaltung zielte darauf ab, das Thema Digitalisierung noch näher an mittelständische Unternehmen heranzubringen und gemeinsam konkrete Herausforderungen zu beleuchten.

Das Thema des Workshops wurde in enger Abstimmung mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) festgelegt und orientiert sich am neuen BMBF-Förderansatz MaterialDigital, der Mitte September vorgestellt wurde.

Grundsätzlich ist das Thema ­Digitalisierung bei vielen mittelständischen Unternehmen zwar mittlerweile angekommen, doch wird es in seiner langfristigen Bedeutung noch immer unterschätzt beziehungsweise die Tragweite nicht erkannt. Hinter allem steht oftmals die Frage, welchen konkreten Nutzen das Unternehmen hat. Begleitet wird dieser Aspekt meist von der Befürchtung, dass den zum Teil erheblichen Investitionen mittelfristig kein planbarer Ertrag gegenübersteht. Dies führt dazu, dass zu wenige Investitionsentscheidungen getroffen oder einzelne Projekte zu langsam vorangetrieben werden. Zwar sind Branchen wie die chemische Prozessindustrie oder der Maschinen- und Anlagenbau etwas schwächer digitalen Transformationsprozessen ausgesetzt als beispielsweise Handel oder Telekommunikation. Eine intensivere Auseinandersetzung mit diesem Thema ist für mittelständische Unternehmen jedoch unerlässlich, um mittel- und langfristige Wettbewerbsnachteile zu vermeiden.

Zu Beginn des Workshops referierten daher drei renommierte Fachexperten zu unter­schiedlichen Aspekten der Digitalisierung mit Bezug zu elektrochemischen Prozessen und bildeten damit die fachliche Basis für die folgende Diskussion im Rahmen des Diskus­sionsformats World Café. Dabei wurde ­unter anderem auf digitale Assistenzsysteme für eine optimale Prozess- und Ablaufplanung in einem Galvanikbetrieb eingegangen. Ebenso wurden die Potenziale einer sich am Strommarkt orientierenden und somit flexibilisier­ten Produktion aufgezeigt, um Stromerzeugung und betriebliche Stromverbräuche aufeinander abzustimmen und als betrieb­liches Geschäftsmodell zu etablieren.

World-Café

Im anschließenden World-Café erörterten die Teilnehmer in kleinen Gruppen die Potenziale und Voraussetzungen, aber auch die Risiken der folgenden vier Aspekte, die mit einer voranschreitenden Digitalisierung immer mehr an Bedeutung gewinnen:

  • Flexibilisierung
    Vernetzung mit externen Systemen, Demand-Side-Management
  • Prozessführung
    Prozesssimulation, Prozessüberwachung und Prozesssteuerung in Echtzeit
  • Prozessoptimierung
    Ressourcen- und Energiemanagement
  • Produkt- und Materialentwicklung
    Digitaler Zwilling, Qualitätssicherung, Lebenszyklusbetrachtung

In den intensiv geführten Diskussionen wurden vielseitige als auch pragmatische Betrachtungsweisen debattiert. So wurde zum Beispiel klargestellt, dass zunächst die Erarbeitung einer individuellen und betriebswirtschaftlich sinnvollen Digitalisierungsstrategie im Unternehmen unerlässlich ist: Vorhandene Rahmenbedingungen müssen analysiert und bewertet werden, um anschließend anhand der technischen Möglichkeiten einen sinnvollen, nach Prioritäten gestaffelten Umsetzungsplan aufstellen zu können. Dabei ist unter anderem konkretes Fachwissen hinsichtlich Digitalisierung (Kenntnis von konkreten Anwendungsmöglichkeiten) in den unterschiedlichen Abteilungen (Technologie und IT) eine wichtige Voraussetzung für eine zielführende interdisziplinäre Zusammen­arbeit. Weiter muss dabei klar der Mensch und nicht die Technologie im Mittelpunkt aller Aktivitäten stehen.

Erstellung eines White-Papers

In einem nächsten Schritt sollen nun alle dokumentierten Aspekte ausgewertet und in Form eines White-Papers zusammengefasst werden, das für alle Teilnehmer der Veranstaltung und auch für die breite Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. In den kommenden Monaten sind zudem weitere Workshops dieses Formats geplant. Potenzielle Querschnittsthemenfelder sind beispielsweise die Wirtschaftlichkeit elektrochemischer Prozesse oder Potenziale einer Elektrifizierung chemischer Synthesen.

Die Förderinitiative InnoEMat – ­Innovative Elektrochemie mit neuen Materialien selbst ist Bestandteil der Hightech-Strategie der Bundesregierung und an die deutschen Kernbranchen Automobilindustrie, Medizintechnik, Luft- und Raumfahrttechnik sowie die chemische Industrie gerichtet. Mit Impulsen für neue Materialien, neue Verfahren und Produktinnovationen von Morgen zielt das Förderprogramm auf die nachhaltige Unterstützung mittelständischer Unternehmen in Deutschland.

Weiterführende Informationen zur Förderinitiative InnoEMat, zu geplanten Veranstaltungen, Projektinhalten und Ansprechpartnern sind auf der Internetseite der Förderinitiative zu finden.Daniel Meyer


Karl Morgenstern hielt einen Impulsvortrag zum Auftakt des Workshops (Bild: Daniel Meyer)

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