Abschlussbericht: EMO Hannover gibt Orientierung in unsicheren Zeiten

Werkstoffe 06. 11. 2019
  • Autoren dieses Artikels
  • 668x gelesen

Messe kann an erfolgreiche Vorveranstaltung anknüpfen

Vom 16. bis 21. September trafen sich rund 117 000 internationale ­Produktionsexperten aus 150 Ländern zur Weltleitmesse der Metallbearbeitung. Mit diesem Ergebnis knüpft die EMO Hannover 2019 nach den ­Worten von EMO-Generalkommissar Carl ­Martin Welcker an das Boomjahr 2017 an. Angesichts der gedämpften Konjunkturerwartun­gen in den vergangenen Monaten sei der moderate Besucherrückgang als Erfolg zu werten. Erfreulich sei ganz besonders, dass der Anteil ausländischer Besucher ­nochmals gestiegen sei. Die Stimmung in den Hallen war gut. Viele Aussteller berichten von ­einer überraschend hohen Besucherfrequenz auf ihren Ständen. Die EMO Hannover hat sich Welcker zufolge einmal mehr als Fels in der Brandung erwiesen und gibt auch in unsicheren Zeiten Orientierung für die weitere Entwicklung in der Produktionstechnik. Hohe Internationalität und Qualität bei Besuchern und Ausstellern sowie eine ungeheure Dichte an Innovationen und Präsentationen von Produktneuheiten seien ihr Markenzeichen.

Stimmungsbild heterogen

Aussteller mit einem breiten Abnehmerspektrum äußern sich zufrieden mit dem Verlauf der Messe. Dr. Wolfgang Heuring, CEO Motion Control der Siemens AG, Erlangen, beispielsweise sagt: Der Besucherzuspruch auf unserem Messestand in diesem Jahr war überwältigend. Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf der Messe. Andere Firmen mit einem höheren Anteil im Pkw-Geschäft beurteilen die Lage reservierter. Wir haben durchaus gemerkt, dass die Firmen wegen der allgemeinen Unsicherheit zur künftigen Marktentwicklung momentan etwas zurückhaltender sind, sagt Dr. Christian Lang, Geschäftsführer der Liebherr-Verzahntechnik in ­Kempten. Dennoch habe man mit den Kunden über konkrete Projekte gesprochen, die äußerst vielversprechend seien. Manch ein Aussteller erwartet den historisch größten Paradigmenwechsel in der Automobilindustrie, den es zu bewältigen gilt. Andere konnten Verhandlungen mit den Fahrzeugherstellern auf der Messe zum Abschluss bringen.

Zu Beginn der EMO Hannover hatte die Nachricht von vielfach gestrichenen Reisekosten bei den Kunden aufgeschreckt. Es kamen jedoch mehr Führungskräfte zur Messe als vor zwei Jahren, fast 58 Prozent. Mehr als die Hälfte der Besucher hatte Investitionsabsichten. Bei den ausländischen Besuchern stieg dieser Anteil auf 62 Prozent. Ein Viertel davon hat direkt auf der Messe Aufträge vergeben oder beabsichtigt dies noch. Ein weiteres Fünftel will nach der Messe investieren.

Dabei geht es vor allem um Erweiterungs- und Ersatzinvestitionen in flexible Fertigung, Produktionsmaschinen, Werkzeuge und Automatisierung. Wir wollen uns in erster Linie informieren und dann im Nachgang zur EMO investieren, sagt etwa Kiyokazu Sugiyama von Nissan Motor Co. Ltd. aus dem japanischen Yokohama, der sich drei Tage auf der Messe ausführlich umschaute.

Asiaten auf der EMO ­Hannover stark vertreten

Als Weltleitmesse zeichnet sich die EMO Hannover durch ihre hohe Internationalität aus. Mehr als die Hälfte der Besucher kam aus dem Ausland, davon wiederum jeweils die Hälfte aus Europa und aus Übersee. Besonders bemerkenswert ist der hohe Anstieg der Gäste aus Übersee um ein Fünftel im Vergleich zu 2017 und speziell der hohe Anteil asiatischer Gäste, die fast ein Drittel der ausländischen Besucher stellen. China, Japan, Taiwan und Indien führen die Liste an. Die Internationalität der EMO-Besucher, vor allem auch aus dem asiatischen Raum, hat nach Aussage von Dr. Stefan Brand, Geschäftsführer der Vollmer Werke in Biberach, für eine geschäftige und internationale Atmosphäre am Stand geführt. Diese Entwicklung hängt nicht zuletzt auch mit der gestiegenen Anzahl asiatischer Aussteller zusammen, die ihre Kunden auf die Weltleitmesse nach Hannover mobilisieren konnten. Auch Italien, Polen, Schweden, Russland und die Türkei waren sehr gut vertreten.

Digitalisierung und ­Automatisierung nehmen Fahrt auf

Lothar Horn, geschäftsführender Gesellschafter der Paul Horn GmbH in Tübingen, ist sich sicher, dass die EMO auch in diesem Jahr wieder klare Impulse für Innovationen setzt. Sie erfüllt damit erneut die Erwartungen, als die Innovationsplattform für Produktionstechnik die Trends für die kommenden Jahre zu bestimmen. Das EMO-Motto Smart technologies driving tomorrow’s production! hat die Fokusthemen der Industrie bereits im Vorfeld aufgenommen. Die vielen Kundengespräche auf der EMO Hannover 2019 zeigten, dass die Orientierung an der ganzheitlichen Prozesskette inklusive digitaler Services den relevanten Mehrwert für die Kunden schafft, sagt etwa Christian Thönes, Vorstandsvorsitzender der DMG Mori AG, Bielefeld. Diese Einschätzung zieht sich quer durch alle Ausstellerbereiche. Auffallend war laut Marie-Sophie Maier-Wember, Geschäftsführerin bei der Haas Schleifmaschinen GmbH in Trossin­gen, die positive Besucherresonanz auf ihren cloudbasierten Simulationstools und das Monitoring System als Industrie 4.0-Anwendung. Überhaupt waren die Schlagworte IoT-Plattformen, Apps, digitaler Zwilling, Künstliche Intelligenz (KI), Edge- und Cloudcomputing allgegenwärtig.

Dies zeigt deutlich, wie viel seit der letzten Messe vor zwei Jahren passiert ist. Speziell in Halle 9 trafen Forschung und Praxis auf­einander. Die Mischung aus Wissenschaft und Industrie zog zahlreiche Besucher aus aller Welt an. Wir haben viele neue Kontakte geknüpft und in sehr vielen Gesprächen Ideen gesammelt, die sich hoffentlich in Forschungsprojekte umsetzen lassen, blickt Prof. Berend Denkena, Präsident der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktionstechnik (WGP) und Leiter des Instituts für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) Hannover zurück. Eines sei auf jeden Fall klar geworden: Digitalisierung und Automatisierung zeigten den Weg in die Zukunft, das zeichne sich hier auf der EMO Hannover ab.

Auch erste KI-Anwendungen waren auf der Weltleitmesse zu finden, in der Start-up-Area ebenso wie bei Vorreiterunternehmen. Nicht nur das Interesse an KI beziehungsweise maschinellem Lernen war groß. Dass die Besucher der Weltleitmesse Visionen für die Zukunft suchen, zeigte sich auch in den Rahmenveranstaltungen und Foren. Die Themen neben KI: additive Verfahren, Industrielles Internet der Dinge (IIoT), 5G und nicht zuletzt OPC UA beziehungsweise umati, die neue Standardschnittstelle zwischen Werkzeugmaschinen und übergeordneten IT-Systemen. Allen voran der große umati-Showcase, der mit 110 Maschinen von 70 internationalen Firmen und Partnern erstmals bewiesen hat, dass die universelle Schnittstelle für die Kommunikation der Maschine mit IT-Systemen über alle Produkte hinweg funktioniert. Dr. Alexander Broos, Leiter des umati-Projekts, resümiert: Die Resonanz auf umati bei unseren Partnern und bei den Kunden ist bombastisch. Mit dem EMO-Auftritt sei die Markteinführung gelungen. Wir nehmen den Auftrag mit nach Hause, die OPC UA Companion Specification, die als nächstes kommen muss, schnellstmöglich zu liefern.

Fazit

Entgegen aller Erwartungen beschließen wir die EMO Hannover 2019 mit einem positiven Fazit, urteilt EMO-Generalkommissar Carl Martin Welcker abschließend. Sie sei attraktiv für die gesamte internationale Community der Produktionstechnik und habe signalisiert, dass nach wie vor Investitionsbedarf im Markt bestehe. Ungeachtet aller politischen Verwerfungen zeige die Messe, dass die Industrie aktiv an den kommenden Herausforderungen arbeite und ihren Beitrag als Problemlöser leisten wolle

Die nächste EMO findet in Mailand vom 0

4. bis 9. Oktober 2021 statt.

Relevante Unternehmen

Video(s) zum Thema

Werbepartner

Links zu diesem Artikel

Aus- und Weiterbildung

Top