Heilsamer Schock - oder doch nicht?

Werkstoffe 08. 03. 2020

Die größten europäischen Industriebereiche stehen derzeit enorm unter wirtschaftlichem Druck: Dieselkrise, E-Mobilität, Handelsstreit, Brexit, Energiegewinnung und jetzt auch noch die dramatischen Ereignisse rund um den Corona-Virus. Einiges davon ist auf unglückliches Agieren der großen Konzerne zurückzuführen, wie beispielsweise die Dieselaffäre oder der Umstieg von Verbrennungs- auf Elektromotoren als Antrieb für Fahrzeuge. Anderes beruht auf den - nicht immer zu akzeptierenden - Wünschen nach nationaler Stärke einiger Staaten. Der Corona-Virus wiederum ist wohl ein Phänomen, mit dem alle Lebewesen von Zeit zu Zeit zu kämpfen haben – Viren entstehen, verändern und verbreiten sich dank unserer Lebens- und Wirtschaftswelt immer häufiger relativ schnell global. Erstaunlich hierbei ist allerdings die panische Reaktion vieler Menschen darauf, da andere Virus-Krankheiten wie etwa die Grippe bedrohlicher erscheinen - aktuelle Meldungen sprechen in dieser Saison von knapp 100 000 Grippeinfizierten und über 160 Todesfällen.

Die Auswirkungen der verschiedenen derzeit zu verzeichnenden Krisen sind in wirtschaftlicher Sicht sehr beunruhigend. Vor allem das Blockieren der Lieferketten zeigt, wie dramatisch sich Unterbrechungen auf die globale Wirtschaft auswirken können. Besonders kritisch ist die Situation in diesen Bereichen, in denen der größte Teil der weltweiten Produktion auf einen oder wenige Staaten der Erde entfällt. Diese Rolle hat China übernommen. Die schnelle Umsetzung eines Lieferstopps mit dessen heftigen Auswirkungen hängen natürlich auch mit der rigorosen Vorgehensweise des herrschenden Regierungssystems zusammen.

Eigentlich könnte (oder sollte) aber der jetzt herrschende, auf dem Corona-Virus basierende Zustand ein Anlass sein, über die in den letzten Jahren gebildeten Lieferketten nachzudenken. Eine andere globale Verteilung der Produzenten, beispielsweise eine stärkere Berücksichtigung von Unternehmen in Europa, könnte die Lieferfähigkeit der gesamten Industrie stärken. Die Aufrechterhaltung von Lieferketten führt sicher auch dazu, dass eine ausreichende Zahl an Fachleuten für die verschiedenen Fertigungstechnologien vorhanden ist (und Nachwuchs dafür gewonnen werden kann). Dies wiederum stärkt die Fähigkeit, auf diesen Gebieten die notwendigen Weiterentwicklungen in großem Umfang betreiben zu können.

Die nächsten Wochen werden darüber entscheiden, wie groß der Einfluss einer gesundheitlichen Bedrohung auf die Gesamtwirtschaft ist und werden kann. Daraus folgen werden mit Sicherheit neue Strategien für die verschiedenen Prozesse zur Herstellung der benötigten Produkte. Wir werden die Entwicklungen im Blick behalten.

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