Das europäische Schwergewicht der Oberflächentechnik wirft seinen Schatten voraus

Oberflächen 08. 03. 2020

Interview mit Olaf Daebler von der Deutschen Messe AG zur bevorstehenden Fachmesse Surface Technology Germany 2020 vom 16. bis 18. Juni in Stuttgart

Redaktion WOMag: Die SurfaceTechnology Germany zählt inzwischen zu den größten Fachmessen für Oberflächentechnik. Wie sehen Sie die Position der Messe in einem weltweiten Ranking?

O. Daebler: Das kann man weltweit schwierig pauschal beantworten, da sich die ­Messen zu diesem Themenbereich auch ­inhaltlich stark unterscheiden. Europaweit fällt die Antwort schon eindeutiger aus. Hier sehen wir uns klar an der Spitze. Erfreulich ist auch, dass wir mit der Umbenennung der Messe von der O&S zur Surface Technology Germany nochmals deutlich prominenter im Ausland wahrgenommen werden. Dadurch konnten wir den Auslandsanteil steigern. Das sehen wir in Veranstaltungsanalysen und ­Befragungen.

Redaktion WOMag: Wie unterstützt die Deutsche Messe AG, die weltweite Stellung der SurfaceTechnology Germany zu halten und insbesondere zu verbessern?

O. Daebler: Internationalität ist ein sehr wichtiger Erfolgsfaktor. Die Deutsche Messe AG ist international aufgestellt und treibt die Internationalisierung des Geschäfts strategisch voran. Das ist seit vielen Jahren so. Wir haben ein weltweites Netzwerk von Tochtergesellschaften und Sales Partnern, die in den unterschiedlichen Regionen und Märkten unsere Messen bekanntmachen und Teilnehmer sowohl auf Aussteller- als auch auf Besucherseite gewinnen. Konkret auf den Bereich der Oberflächentechnik bezogen sind unsere internationalen Markenableger von Bedeutung, etwa in den USA und in der Türkei. Mit Hilfe dieses Netzwerks bauen wir – neben den sonstigen Marketingaktivitäten – die Stellung der Surface Technology Germany weiter aus.

Redaktion WOMag: Bisher ist die Fachmesse am Messeplatz Stuttgart vor allem aufgrund der Namensgebung und Ausrichtung der Gründungsveranstaltung Galvanica stark auf die Galvanotechnik ausgerichtet. Inzwischen zeigt sich, unter anderem durch REACh, dass weitere Technologien zur Herstellung von hochwertigen Oberflächen deutlich an Interesse gewinnen – Stichwort Substitution für Chrom. Wird das von der Deutsche Messe AG ähnlich gesehen?

O. Daebler: Wir sind gern Plattform und Branchentreffpunkt der Galvanotechnik. Wir sind aber definitiv auch mehr als das. Unser Untertitel sagt es schon: Wir sind die internationale Fachmesse für Oberflächentechnik – material- und technologieübergreifend sowie entlang der gesamten Prozesskette. In Stuttgart treffen unsere Aussteller nicht nur Zulieferer, sondern auch Endkunden, zum Beispiel Konstrukteure, die nach neuen Beschichtungstechnologien suchen. Thematische Schwerpunkte sind beispielsweise Strahltechnik, Thermisches Spritzen, industrielle Plasma- und Oberflächentechnik, Vorbehandlung, Nano- und Mikrotechnologie oder Umweltschutz und Versorgungstechnik.

Redaktion WOMag:Unterstützt die Deutsche Messe AG den Trend zur Verstärkung alternativer Verfahren der Oberflächenbehandlung und -beschichtung auf der Surface Technology Germany?

O. Daebler: Als Messeveranstalter machen wir nicht Politik, sondern offerieren einen Marktplatz, der den unmittelbaren Vergleich und damit den Wettbewerb möglich macht. Gleichzeitig sind wir als Messe immer Spiegelbild der Branchen und Märkte. Trends und Entwicklungen ändern sich und damit auch die Erscheinung der Surface Technology Germany. Unsere Leistung besteht darin, Angebot und Nachfrage zusammenzubringen. Wenn Angebot und Nachfrage für alternative Verfahren da sind, bilden wir das ab.

Redaktion WOMag: Gibt es seitens der Aussteller ein steigendes Interesse an alternativen Oberflächenanbietern zur Teilnahme an der Surface Technology Germany, also an Unternehmen außerhalb der klassischen Galvanotechnik?

O. Daebler: Ja, weil der Markt es verlangt. Die Anforderungen und Auflagen werden immer strenger. Nehmen wir wieder das Stichwort REACh, dann wird klar, dass die Unternehmen gezwungen sind, sich mit anderen Verfahren und alternativen Lösungen auseinanderzusetzen. Die Schwierigkeit besteht darin, dass diese alternativen Verfahren nicht unbedingt eins zu eins den Anforderungen der Praxis gerecht werden wie herkömmliche Verfahren. Das Thema ist ja sozusagen ein Evergreen, der besonders im Forum behandelt wird. Dieser Diskussion bieten wir also mit der Surface Technology Germany eine Plattform. Wenn Trends, Chancen und Risiken nicht auf unserer Messe thematisiert werden – wo dann? Das ist unser Anspruch, den wir und unsere Austeller klar formulieren.

Redaktion WOMag: Wie entwickelt sich die Belegung der verfügbaren Standfläche?

O. Daebler: Insgesamt entwickelt sich die Größe der Surface Technology Germany positiv. Wenn wir zurückgehen und die zehn Jahre von 2008 bis 2018 anschauen, dann sehen wir eine klare Wachstumskurve. Für 2020 gehe ich davon aus, dass wir das sehr gute Ergebnis von vor zwei Jahren halten können. Für uns ist vor allem wichtig, dass wir unsere etablierte Position behaupten. Und das geschieht am Ende nicht ausschließlich über eine Wachstumsquote, sondern vor allem dadurch, dass wir die aktuellen Themen und Herausforderungen darstellen und unsere Aussteller auf genau die Besucher treffen, die sie brauchen. Das macht uns relevant.

Redaktion WOMag: Spüren Sie das Schwächeln der deutschen Industrie beziehungsweise die steigende Verunsicherung der überwiegend kleinen und mittleren Unter­nehmen unter den Anbietern von oberflä­chentechnischen Geräten, Anlagen und Dienstleistungen?

O. Daebler: Ja, jedoch nicht in dem Maße wie vielfach befürchtet wurde. Aktuell herrscht eine gewisse Unsicherheit, ganz besonders in der Automobilbranche und in Bereichen, die mit ihr zu tun haben. Und Unsicherheit wirkt sich negativ auf geplante Investitionen aus. Sei es für Messeauftritte auf Seiten der Aussteller oder Investitionen in Maschinen/Anlagen seitens der Besucher. Also ja, wir spüren das. Orientiert man sich jedoch an den tatsächlichen Zahlen und dem Klimaindex, sind wir von einer Regression weit entfernt.

Redaktion WOMag: Bei der letzten Surface Technology Germany war eine erkennbare Zunahme an internationalen Besuchern festzustellen. Welche Aktivitäten unternimmt die Deutsche Messe AG zur erneuten Steigerung der ausländischen Besucher?

O. Daebler: Da gibt es einiges, das wir machen. Grundsätzlich kooperieren wir mit Partnern und Verlagen, die auch im Ausland aktiv sind. Zudem passen wir unsere Media­planung an und verschieben Budget ins Ausland. Wir nutzen zahlreiche Kanäle, um gerade im europäischen Ausland die Besucherquote noch weiter zu erhöhen. Dazu gehört beispielsweise die Werbung über Suchmaschinen, also Google oder auch Facebook. Wir machen Programmatic Advertising, also individualisierte Werbebanner und Werbespots, die wir im Umfeld von Wettbewerbsmessen auf mobilen Endgeräten ausspielen. Und wir setzen auf Lookalike Audiences in Social Media, um neue Besuchergruppen zu erreichen. Darüber hinaus sind wir auch live vor Ort. Unsere internationalen Sales Partner sind mit Roll-ups oder Infoständen bei anderen Veranstaltungen im Ausland dabei. Und wir übersetzen unsere Inhalte in diverse Sprachen – von Englisch über Französisch und Italienisch bis hin zu Chinesisch.

Redaktion WOMag: Sicher ist es sinnvoll, die potenziellen Kunden aus wichtigen Industriebereichen wie Automobil, Maschinenbau oder Schrauben- und Beschlag­industrie für den Besuch auf der Surface Technology Germany zu motivieren. Wie steht die Deutsche Messe AG dazu?

O. Daebler: Definitiv. Deshalb haben wir dies auch in unserer Marketing- und Kommunikationsstrategie berücksichtigt. Wir positionieren uns also bewusst so, dass wir in diesen Bereichen wahrgenommen werden. Beispielsweise durch die Präsenz in entsprechenden Fachmagazinen oder durch Kooperation mit entsprechenden Verlagen.

Redaktion WOMag: Vermutlich wird der ZVO mit seinem Gemeinschaftsstand einer der Schwerpunkte der Surface Technology Germany sein. Wie hoch ist der prozentuale Anteil des Gemeinschaftsstands an der gesamten Ausstellungsfläche?

O. Daebler: In Bezug auf die Netto-Ausstellungsfläche, also ohne Gänge und so weiter, wird der ZVO zwischen einem Fünftel und einem Viertel der Messe belegen. Der Gemeinschaftsstand ist ein sehr wertvoller Bestandteil der Surface Technology Germany. Ende Januar waren es bereits 65 Aussteller, die mit dem ZVO nach Stuttgart kommen werden. Schwerpunktthemen werden dort unter anderem Chrom III, Industrie 4.0, Digitalisierung, Energieeffizienz und Materialeffizienz sein.

Redaktion WOMag: Gibt es einen Schwerpunkt der diesjährigen Messe, mit dem die Deutsche Messe AG den Erfolg der Messe nochmals steigern möchte?

O. Daebler: Einen Schwerpunkt geben wir nicht vor, weil wir davon überzeugt sind, dass die Basis des Erfolgs einer Surface Technology Germany darin liegt, dass wir ein sehr breites Angebotsspektrum abbilden. Die Industrie ist jedoch aktuell in einem großen Transformationsprozess, der sich mit Stichworten wie Digitalisierung, kürzere Produktzyklen oder Losgröße 1 kaum hinreichend beschreiben lässt. Hinzu kommen Umbrüche im Bereich Automobilindustrie und Mobilität sowie geänderte Anforderungen im Bereich Umweltschutz. All das sind Themen, die für 2020 auf der Agenda stehen und nicht nur auf den Ständen, sondern auch im Fach­forum der Surface Technology Germany intensiv diskutiert werden.

Redaktion WOMag: Herr Daebler, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit der diesjährigen Surface Technology Germany!

Text zum Titelbild: Olaf Daebler, Global Director SurfaceTechnology, Deutsche Messe AG (Bild: DMAG)

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