27. Leipziger Fachseminar: überzeugt durch Aktualität und Kontinuität

Oberflächen 05. 04. 2020
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Das diesjährige Leipziger Fachseminar am 27. Februar hat erneut Kontinuität bewiesen: 249 Teilnehmer und 55 Aussteller waren der Einladung der DGO-Bezirksgruppen Sachsen und Thüringen in das Congress Center Leipzig gefolgt.

Als Gäste konnte der Moderator des Vormittags, Professor Thomas Lampke, TU Chemnitz, den neuen Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung der Stadt Leipzig, Clemens Schülke, sowie Rainer Venz, seit Anfang 2020 Past-Präsident der DGO, und Christoph Matheis, Geschäftsführer des ZVO, begrüßen. Schülke begrüßte die Teilnehmer im Namen der Stadt Leipzig und hob in seinen Begrüßungsworten hervor, dass die Oberflächentechnikbranche als Zulieferer für die Automobilindustrie angesichts des Strukturwandels vor großen Herausforderungen steht. Er wünschte einen regen Austausch im Rahmen der Veranstaltung, um diese Herausforderungen zu meistern. Auch Past-Präsident Venz wünschte gutes Gelingen.

Vor Beginn des Vortragprogramms erinnerte Professor Lampke an die Gründung des Vereins Deutsches Museum für Galvanotechnik e. V. (VDMG e. V.) vor zehn Jahren durch Thilo von Vopelius in Leipzig. Die Gründung erfolgte mit 27 Mitgliedern, heute zählt der Verein 68 Mitglieder. Lampke berichtete über wesentliche Aktivitäten des VDMG e. V. aus den vergangenen zehn Jahren und dankte dem Vorstand für seine erfolgreiche Entwicklungsarbeit. Jens Heinze, MacDermid Enthone GmbH, beendet nach einer über 20-jährigen Mitarbeit im Organisationsteam des Leipziger Fachseminars seine Mitarbeit. Lampke würdigte seine Aktivitäten als langjähriger Leiter der BG Thüringen, bedankte sich für die geleistete Arbeit und wünschte ihm für seine Zukunft alles Gute.

Der Plenarvortrag von Rainer Venz, Coventya International GmbH, mit dem Thema Veränderungen der Oberflächen im Automobil durch E-Mobilität beantwortete einige der in der Branche diskutierten Fragen zu den Anforderungen, die sich durch die Umstellung auf Elektromobilität ergeben. Eine wichtige Voraussetzung wird unter anderem der Leichtbau sein. Klassische mechanische Komponenten wie Verbrennungsmotor, Antrieb oder Abgasanlage werden neuen Komponenten wie Batterie, Elektromotor oder der Leistungselektronik Platz machen. Viele Anforderungen sind allerdings aufgrund der fehlenden Felderfahrungen noch nicht de­finiert.

Industrie 4.0

Das Vormittagsprogramm war durch den Themenblock Industrie 4.0 geprägt. Erster Referent war Frank Benner, B + T Technologies GmbH, mit seinen Ausführungen zum Thema Vernetzte Oberflächentechnik – wie geht das? Benner machte deutlich, dass die Digitalisierung Prozesse optimieren soll und dass es darum geht, die Chancen der digitalen Daten zu nutzen. Die Frage, wo der Mensch dabei bleibe, spielte eine wesent­liche Rolle in seinen Ausführungen. Industrie 4.0 – intelligente Ergänzungen für Stromversorgungen in der Oberflächentechnik stellte Heinrich-W. Kämper, Munk GmbH, vor. Er informierte vor allem über den Einsatz von intelligenteren Gleichrichtergeräten, die ­lokale Überwachung und Fernsteuerung, die Statusüberwachung sowie die Meldung von Fehlfunktionen.

In seinem Beitrag Chrom(III)elektrolyte durch automatisierte Analysenverfahren sicher beherrschen gab Daniel Schlak, Deutsche Metrohm GmbH & Co. KG, Empfehlungen zur ­Automatisierung der Analytik der Badparameter unter Berücksichtigung der Relevanz für den Prozess. Die Herausforderung besteht in der direkten Einbindung in die Prozesssteuerung. Den letzten Vortrag in diesem Block gestaltete Michael Hellmuth, Softec AG, zum Thema Warum 4.0 schon heute Sinn macht – Vorteile für Logistik und Prozess­sicherheit. Er zeigte auf, wieDigitalisierung in Galvaniken funktionieren kann. Dabei bieten sich verschiedene Ansätze und Lösungsmöglichkeiten an: RFID, Apps und die Vernetzung von Anlagen.

Leipziger Galvanopreis

Nachdem in diesem Jahr sechs äußerst hochwertige Bewerbungen für den ­Leipziger Galvanopreis eingereicht worden waren, entschied sich die Jury in Abstimmung mit dem Organisationsteam, zwei Auszeichnungen zu vergeben: Der erste Galvanopreis ging an AIRBUS für die Technologie 3-D-Surfin®. Das Verfahren behandelt das wichtige Thema der aktuell stark im Aufwind befindlichen additiven Fertigung von Metallteilen. Durch den 3-D-SurFin®-Prozess ist es möglich, die Oberflächenrauheit von additiv gefertigten Ti6Al4V-Bauteilen signifikant zu reduzieren und somit die dynamischen Eigenschaften des Materials zu verbessern.

Den zweiten Galvanopreis erhielt das Coventya-Team aus der Türkei, die Politeknik Metal San ve Tic A.S., für das Verfahren Castelox. Es fokussiert die besonderen Anforderungen der Oberflächentechnik an Aluminium-Silizium-Gusslegierungen. Das Erzeugen von gleichmäßig ausgebildeten ­Oxidschichten ist bekanntermaßen schwierig und kann durch das Verfahren deutlich verbessert ­werden. Der neu entwickelte Prozess ermöglicht gleichmäßige Anodisierschichten, die deko­rativ eingefärbt werden können und verbesserte technische Eigenschaften besitzen.

Der Galvanopreis wird alljährlich von den DGO-Bezirksgruppen Thüringen und Sachsen ausgeschrieben und im Rahmen des Leipziger Fachseminars an die Gewinner übergeben. Er zeichnet Unternehmen der Galvano- und Oberflächentechnik aus, die erfolgreich besonders innovative Lösungen umgesetzt haben. Die Preisträger erhalten neben einer Bronzestatue, einer Urkunde und einer Rezension in der Galvanotechnik die Möglichkeit, ihr Thema zu Beginn des nächsten Leipziger Fachseminars vorzustellen.

Richtlinien und Verordnungen

Im folgenden Vortrag berichtete Dr. Michael Flämmich, Vacom Vakuum Komponenten & Messtechnik GmbH, über die vom FiT-Arbeitsausschuss Messen, Prüfen und Steuern erarbeitete Richtlinie Filmische Verunreinigungen beherrschen. Die Richtlinie gibt firmenunabhängige Handlungsempfehlungen, wie die Prozesskette der Bauteilreinigung aufgebaut und optimiert werden kann, um die Anforderungen an Restverunreinigungen filmischer Natur auf Teileoberflächen sicher zu erfüllen und damit die Funktionalität und Qualität von Bauteilen, Baugruppen und Produkten stabil zu sichern. Im letzten Vortrag des Tages stellte Ulrich Mäule, Qubus GmbH, die AwSV – Verordnung zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen,insbesondere Kapitel 3 der Verordnung (anlagenbezogene Regelungen)vor. Anhang 2 ist für Betriebe der oberflächenbearbeitenden Industrie, bei denen es um die Löschwasserrückhaltung geht, immens wichtig. Ziel ist die Verhinderung von Boden- und Grundwasserverunreinigungen bei der Verwendung, Lagerung und beim Abfüllen.

Mit einem Dank an Referenten, Aussteller, Teilnehmer und das Organisationsteam beendete Dr. Olaf Boehnke, der die Moderation am Nachmittag übernommen hatte, das 27. Leipziger Fachseminar und kündigte das 28. Leipziger Fachseminar für Anfang März 2021 an.Marion Regal

Text zum Titelbild: Eine der beiden Auszeichnungen erhielt AIRBUS für die 3-D-SurFin®-Technologie (Bildquelle: DGO e.V.)

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