Bei einer Untersuchung der thailändischen Galvanikbranche in den Jahren 2016 und 2017 war deutlich geworden, dass die Industrie des südostasiatischen Landes nicht über genügend und ausreichend ausgebildete Fachkräfte verfügt. Im Projekt SCHOOLPLATE unter Federführung des Fraunhofer IPA soll ein zukunftsfähiges Konzept erarbeitet werden, um als übergeordnetes Ziel die thailändische Galvanikindustrie zu stärken und vor Ort berufliche Bildungsmaßnahmen zu etablieren. Nach der Sondierungsphase liegen nun die ersten Erkenntnisse vor.
Die zwölfmonatige Sondierungsphase, die der Analyse örtlicher und beruflicher Bedarfe der thailändischen Betriebe diente und mit einigen Besuchen vor Ort verbunden gewesen wäre, musste aufgrund der Corona-Pandemie online stattfinden. Herausgekommen ist dabei, trotz insgesamt herausfordernder Umstände, ein spannender Einblick in die thailändische Galvanikindustrie. Kernaktivität der ersten Projektphase war eine Datenerhebung mittels einer Mixed-Methods-Analyse, also sowohl quantitativer (= Fragebogen) als auch qualitativer (= Experteninterviews) Methoden. Mit Hilfe der Fragebogen (mit Laufzeit von Juli bis September 2020) und der anschließenden Expertengespräche sollte herausgefunden werden, wie viele Betriebe in Zukunft in welcher Region wie viele Mitarbeitende mit welchem Wissensstand benötigen.
Betrachtet man die gesamte Branche, so ordnen sich die meisten der befragten Betriebe mit 59 % dem Automobilsektor zu, gefolgt von 37 % in der Elektronik, wobei Mehrfachnennungen möglich waren. Hierin zeigen sich starke Parallelen zu Deutschland, denn auch hierzulande ist die Automobilbranche die wichtigste Kundengruppe der Galvanikindustrie. Ebenfalls finden sich Gemeinsamkeiten in der Betriebsgröße: 60 % der befragten Betriebe – und damit, wie auch in Deutschland die Mehrheit – sind kleine und mittelständische Unternehmen, wozu in Thailand Unternehmen mit maximal 200 Beschäftigten zählen.
Die befragten Betriebe sind dabei auf nur wenige Clusterregionen in Thailand verteilt. Die meisten der befragten Betriebe befinden sich im Großraum Bangkok und dem sogenannten Eastern Economic Corridor (EEC), einer neu ausgerufenen und innovativen Wirtschaftsregion.
Was zukünftige Beschäftigtenzahlen betrifft, so erwarten 44 % der Befragten einen erhöhten Bedarf an Beschäftigten in den kommenden drei Jahren, 11 % dagegen eine Abnahme. 32 % erwarten keine Veränderungen; die Mehrheit geht jedoch von einem Wachstum aus, was wiederum die Zahl potenzieller Weiterbildungsteilnehmenden erhöhen würde.
Dass in galvanotechnischen Fachbetrieben komplexes und vielschichtiges Fachwissen erforderlich ist, gilt unabhängig vom Betriebsstandort. Interessant ist daher die Erkenntnis, dass einige als (sehr) wichtig eingeschätzte Kenntnisse und Fertigkeiten bei den Beschäftigten gleichzeitig wiederum nur als sehr schwach ausgeprägt eingeschätzt werden und sogenannte skill gaps bestehen. Hier gibt es also starken Aufhol- und (Weiter-)
Bildungsbedarf, beispielsweise zu den Themen Fehleranalyse und Troubleshooting, Arbeitsprozesswissen oder auch bezüglich chemischer Grundkenntnisse. Die Ergebnisse der Erhebung bestärken damit das Projektvorhaben.
Für die zweite Phase, die im Januar 2021 startete, werden zunächst Maßnahmen erprobt, die im betrieblichen Kontext stattfinden. Anschließend stehen Bildungsmaßnahmen im dualen Ausbildungskontext im Vordergrund. Mit Abschluss des Projekts im März 2023 sollen beide Varianten eigenständig von den thailändischen Beteiligten getragen und weiterentwickelt werden.
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