Steigendes Interesse an Technologie für atomare Beschichtungen

Oberflächen 07. 11. 2021
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SALD verzeichnet rege Nachfrage aus den USA

Die niederländische Technologiefirma SALD BV (Eindhoven) meldet eine steigende Nachfrage nach Labtools aus den USA. Der Name des Unternehmens (SALD – Spatial Atomic Layer Deposition) steht auch für die Bezeichnung eines Verfahrens, mit dem im industriellen Maßstab Beschichtungen in atomarer Dicke aufgetragen werden. Durch das Aufbringen mehrerer Schichten übereinander aus unterschiedlichen Substanzen, die kontrollierte chemische Reaktionen eingehen, lassen sich Eigenschaften erzeugen, die in zahlreichen Branchen grundlegende Fortschritte mit sich bringen. Das industrielle Einsatzspektrum erstreckt sich von der Chipfertigung über Batteriezellen, Solarpanels, Textilien und Medizinprodukten bis hin zu hauchdünnen reißfesten Folien für Verpackungen in der Lebensmittel- und Konsumgüterindustrie.

Mit den Labtools können Unternehmen die Technologie an ihre branchen- und firmen­spezifischen Anforderungen anpassen, bevor sie damit in die industrielle Massenproduktion gehen. So lassen sich unterschiedliche Substrate mit verschiedenen Schichtdicken auf variierenden Trägermaterialien auftragen, um neue Eigenschaften zu erproben und Produkte zu optimieren.

Wie wie SALD-CEO Frank Verhage erklärt, ist ein Labtool ein Experimentierwerkzeug für Ingenieure, eine Kreativwerkstatt, in der zügig neue und bisher kaum denkbare Materialkombinationen getestet werden können. Dabei werden nach seinen Erfahrungen häufig neuartige Beschichtungen entwickelt. Wenn die Kreativingenieure hierbei auf eine besonders interessante Kombination stoßen, können sie damit die Innovation in ihrer Branche maßgeblich vorantreiben und ihrem Unternehmen signifikante Wettbewerbsvor­teile verschaffen. Labtools stellen somit die Vorstufe zum großindustriellen Einsatz der SALD-Technologie dar – dies bezeichnet Frank Verhage als from Lab to Fab.

Querschnitts- und ­Schlüsseltechnologie für zahlreiche Branchen

Atomare Beschichtungen gelten als eine Querschnitts- und Schlüsseltechnologie ähnlich wie die Digitalisierung, mit dem Potential, zahlreiche industrielle Fertigungsprozesse und damit ganze Industriezweige zu revolutionieren. Als Zukunftsvisionen gelten E-Autos, die mit einer Ladung weit über 1000 Kilometer erreichen können, Smartphones, die ohne Nachladen eine Woche halten, Solarpanels, die effizient genug sind, um ein Auto oder ein Haus autark mit Strom zu versorgen, Techno-Textilien, die dünner, haltbarer, wetterfester oder einfach nur schicker sind und reiß­feste Folienverpackungen, die nach Gebrauch rückstandsfrei entsorgt werden können.

Made in Europe spielt ganz vorne mit

Frank Verhage ist sehr freut darüber, dass Technology made in Europe, wie sie von SALD angeboten wird, auf ein wachsendes Interesse in Nordamerika stößt. Zwar hält er es für möglich, dass Europa bei der Digitalisierung hinterherhinkt. Aber auf anderen wichtigen Technologiegebieten wie dem atomaren Beschichten spielt Europa offensichtlich ganz vorne mit.

Wesentliche Grundlagen für die Technologie der Atomlagenabscheidung (Atomic Layer Deposition, ALD), wie das Aufeinanderschichten atomarer Ebenen im Wissenschaftsjargon heißt, wurden von russischen und finnischen Wissenschaftlern in den 1960er und 1970er Jahren geleistet. Moderne Computerchips wären ohne ALD undenkbar. Die räumliche ALD-Anwendung (Spatial Atomic Layer Deposition) findet erst in den letzten Jahren verstärkt Aufmerksamkeit. Der entscheidende Vorteil von Spatial Atomic ­Layer Deposition im Vergleich zum herkömmlichen ALD-Verfahren besteht in der deutlich höheren Geschwindigkeit. Diese ist vor allem für den industriellen Einsatz von Bedeutung.

Der Sprung aus dem Labor in die Fabrika­tion – from Lab to Fab – gelingt nach Aussage von Frank Verhage nur, wenn die Produktionsgeschwindigkeit bei gegebener Präzision hoch genug liegt und damit die Kosten entsprechend niedrig sind. Die SALD BV ist nach seinen Angaben eines der weltweit wenigen Unternehmen, das bereits über umfangreiche Erfahrungen beim Großeinsatz von Spacial ALD in industriellen Fertigungsumgebungen verfügt. Diese Marktstellung mit patentierten Verfahren an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Industrie ist nach seiner Überzeugung der Grund für die steigende Nachfrage aus den USA. Es gibt selbst in den USA kein zweites Technologieunternehmen, das in Sachen SALD schon so weit fortgeschritten ist wie wir, so Verhage selbstbewusst.

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