Galvanotechnik kann unseren Nachwuchs überzeugen – Fachleute für die nächsten Generationen

Karriere 07. 11. 2021

Die Deutsche Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik DGO würdigt einen sehr guten Abschluss der Facharbeiterprüfung der Ausbildung zum Oberflächenbeschichter

Beschichtungen, insbesondere durch Verfahren der Galvanotechnik, aber auch organische Beschichtungen oder Beschichtungen mit verschiedenen, speziellen Hartstoffen, finden vielfältige Anwendungen. Der Technologie der Oberflächenbeschichtung kommt daher nach wie vor die Rolle einer Schlüsseltechnologie zu. Um dieser Rolle wirklich gerecht zu werden, sind gut ausgebildete und motivierte Fachleute notwendig.

Diese werden derzeit in Deutschland an vier Schulzentren – eine davon ist das Berufsschulzentrum Schwäbisch Gmünd – ausgebildet. Die Deutsche Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik e. V. (DGO) ist als ein Teil des Zentralverbands Oberflächentechnik e. V. (ZVO) der wichtigste Fachverband für Absolventen dieser Schulen. Daher ist es für die DGO auch selbstverständlich, den neuen Fachkräften eine erste Anerkennung ihrer Arbeit zukommen zu lassen. In diesem Jahr ging diese Anerkennung in Form eines Buchpreises, gestiftet vom Eugen G. Leuze Verlag, Bad-Saulgau, und einer kostenfreien einjährigen Verbandsmitgliedschaft an Jonas Heilig. Die Übergabe des ­Preises erfolgte am 18. Oktober an der Berufsschule Schwäbisch Gmünd in Anwesenheit von Schulleiterin Sabine Fath, Abteilungsleiterin Dr. Christa Hannak sowie den Fachlehrern Birka Schunter und Volker Rogoll. Der geehrte Oberflächenbeschichter Jonas Heilig wurde vom Umicore-Ausbilder/Leiter Personal Steffen Barth begleitet.

Da die Unternehmen im Bereich der Oberflächentechnik beziehungsweise der Galva­notechnik seit vielen Jahren unter einem Mangel an qualifizierten Nachwuchskräften leiden, stellt sich stets die Frage, wie junge Menschen nach Beendigung der Schulausbildung ihre Berufswahl angehen und was sie dazu bewegt, den Weg in die galvanotechnische Produktion zu finden. Hier spielen die Unternehmen eine wichtige Rolle, wie Jonas Heilig betont. Sein erster Kontakt mit dem Fachgebiet Galvanotechnik habe auf einer Ausbildungsmesse des Berufsschulzentrums Aalen stattgefunden. Der Mitarbeiter der Umicore Galvanotechnik auf dem Messestand hat das Berufsbild so interessant und detailliert dargestellt, dass ich mich zu einer Bewerbung auf einen Ausbildungsplatz entschloss, so Jonas Heilig. Dem Mitarbeiter der Umicore Galvanotechnik im Bereich Personalwesen, der über die Besetzung von Lehrstellen entscheidet, stellte sich der Bewerber sehr positiv dar. Wie Steffen Barth von der Personalabteilung der Umicore sagt, habe Jonas Heilig bereits beim Bewerbungsgespräch ein gutes persönliches Auftreten, kombiniert mit einer schnellen Auffassungsgabe und einem großen Interesse gezeigt. Damit war für uns klar, dass wir mit ihm als Auszubildenden und späteren Mitarbeiter eine gute Wahl treffen werden, was sich jetzt auch als richtig erwiesen hat.

Die Präsentation der Unternehmen in ihrem lokalen Umfeld ist ein wichtiges Element bei der Gewinnung von Nachwuchskräften für die galvanotechnische Industrie. Ein weiteres ist eine gute Behandlung des Lehrfachs Chemie in der Schulausbildung und insbesondere eine darin eingebettete erste Nennung und Vorstellung der Galvanotechnik. Diese Erfahrung machte die Fachlehrerin Birka Schunter in ihrer Ausbildung. Der zuständige Lehrer ihrer Schule sei in der Lage gewesen, Chemie interessant darzustellen und seine Begeisterung für die galvanotechnische Metall­abscheidung auf die Schüler zu übertragen. Dadurch war das im Umfeld ansässige Unternehmen Gartner in Gundelfingen stets in der Lage, eine ausreichende Zahl an Auszubildenden zu gewinnen, sagt Birka ­Schunter. Steffen Barth als auch Birka Schunter sind sich aber auch darin einig, dass die aktuelle Coronapandemie Bemühungen zu einem direkten Kontakt zu Schulen oder die Darstellung auf wichtigen Ausbildungsmessen erheblich erschwert hat. Trotzdem ist es möglich, die Begeisterung von Schülern wie Jonas Heilig durch Veranstaltung an Schulen an weitere Generationen von Oberflächenbeschichtern weiterzugeben, was nicht zuletzt auch am auszubildenden Unternehmen, dessen Ausstattung und Ausrichtung sowie dem Umgang mit den Mitarbeitern liegt, wie Jonas Heilig ausführt: Die Umicore Galvanotechnik verfügt nach meinen Erfahrungen aus den Gesprächen mit Mitschülern über eine sehr moderne Fertigung. Darüber hinaus zeige die Beschichtung mit Edelmetallen auf den unterschiedlichsten Teilen, wo Metallschichten überall zum Einsatz kommen und wie wichtig deren Eigenschaften und Funktionen sind. Vor allem die chemische Abscheidung ist für Heilig ein sehr interessantes Verfahren. Er könnte sich gut vorstellen, seine berufliche Qualifikation durch eine Weiterbildung zum Techniker oder ein Ingenieurstudium zu erweitern. Aktuell aber fühlt er sich bei der Umicore Galvanotechnik bestens aufgehoben und hofft, in den nächsten Jahren seine Praxiserfahrungen vertiefen zu können.

Die Fachabteilung Galvanotechnik des Berufschulzentrums Schwäbisch Gmünd sieht sich aktuell in einer guten Position. So fanden und finden umfangreiche Erweiterungen und Erneuerungen der Schule statt. In Kürze kann das neu errichtete Wohnheim für Auszubildende, die aus dem gesamten Bundesgebiet nach Schwäbisch Gmünd kommen, belegt werden. Überlegungen richten sich auch auf Neuerungen der technischen Einrichtungen, die in Schwäbisch Gmünd seit mehr als 100 Jahren Bestandteil der Ausbildung sind. Wie Birka Schunter betont, werden alle Praxisverfahren im Berufsbild des Oberflächen­beschichters, neben der galvanischen Metallabscheidung zum Beispiel auch die chemische und elektrochemische Oberflächenbehandlung von Aluminium oder das Feuerverzinken, derzeit fast ausschließlich im Schulunterricht vermittelt. Wir wünschen uns hier eine höhere Bereitschaft der verschiedenen Unternehmen zum zeitweisen Austausch von Auszubildenden zwischen den Unternehmen. So werde eine noch bessere Vermittlung von Praxiswissen und Praxiserfahrungen erzielt – hier besteht nach ihrer Meinung noch deutlich Nachholbedarf.

Die derzeitige Schülerzahl von 60 Auszubil­denden in zwei Klassen wird auf ­längere Sicht kaum ausreichen, um den Bedarf an Nachwuchskräften im Berufsfeld Oberflächenbeschichter für Industrie und Handwerk zu befriedigen. Trotzdem ist es erfreulich, die Begeisterung von jungen Fachkräften wie Jonas Heilig zu sehen, so dass auch in Zukunft hochqualitative beschichtete Produkte in Deutschland hergestellt werden können.

Text zum Titelbild: Sabine Fath, Volker Rogoll, Jonas Heilig, Birka Schunter und Steffen Barth (v.l.) bei der Preisübergabe an der Berufsschule in Schwäbisch Gmünd (Foto: H. Käszmann)

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