Neues Leichtbau-Forschungsprojekt ECO2-LInE

Werkstoffe 09. 12. 2021
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Einsparung von CO2 durch den Einsatz neuer Herstellungsverfahren und Materialien für nachhaltige Leichtbau­komponenten von Landfahrzeugen

Leichtbau ist eine Konstruktionsphilosophie, die im öffentlich geförderten Projekt ECO2-LInE mit dem Neudenken der Konstruktion von Spezialsitzen und -bänken, Zugwagenübergängen und Pickup-Aufsätzen Anwendung findet. Unter Nutzung des neuartigen Additive Manufacturing Verfahrens SEAM werden hierfür leichte naturfaserverstärkte Kunststoffbauteile entwickelt, die Metallkonstruktionen ersetzen sollen. Wie der gesamte Lebensweg dieser Komponenten – von der Materialauswahl, der Fertigung, dem Einsatz bis zum Recycling – nachhaltiger werden kann erforschen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Fraunhofer LBF aus Darmstadt und des Fraunhofer IWU aus Chemnitz zusammen mit ihren Partnern in dem Verbundprojekt.

In dem Forschungsvorhaben werden zehn Partner unter dem Einsatz des Additive Manufacturing-Verfahrens SEAM (Screw Extrusion Additive Manufacturing) Großbauteile aus nachhaltigen naturfaserverstärkten Kunststoffen für unterschiedliche branchenübergreifende Anwendungen entwickeln. Um dabei das Leichtbaupotenzial bestmöglich auszuschöpfen, erfolgt die Auslegung unter Berücksichtigung der prozessabhängigen Material- und Bauteileigenschaften.

Ressourceneffiziente ­Materialien und Prozesse im Fokus

Der Aspekt der CO2-Einsparung wird dabei nicht nur durch die angestrebte Gewichtsreduzierung mit Hilfe des Einsatzes von nachhaltigen Leichtbauwerkstoffen in neuen Konstruktionen erreicht, sondern auch durch eine systematische Betrachtung und Anpassung der gesamten Fertigungskette im Hinblick auf Ressourceneffizienz und Minimierung von Treibhausgasemissionen. Die 3D-Druckverfahrensentwicklung verantwortet dabei das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU in Zusammenarbeit mit der S.K.M. Informatik GmbH. Für die Materialentwicklung zeichnet das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF hauptverantwortlich.

Projektziele sind neben Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung auch Automatisierung und digitale Vernetzung, Wirtschaftlichkeit und Produktivitätssteigerung sowie Transfergrundlagen für industrielle Fertigung, wie die industrietaugliche Qualifizierung des additiven SEAM-Verfahrens durch das Entwickeln und Erproben für die spezifischen Demon­strator-Partner-Anwendungen.

Die im Projekt entwickelten ­Demonstratoren, eine nachhaltige Sitzliegebank, Leichtbau­sitze, Pickup-Aufsätze und ein neuartiges Rahmenelement für Übergangssysteme von Schienenfahrzeugen, werden auch auf ihre Einsatztauglichkeit getestet. In mechanischen Festigkeitsuntersuchungen wird deren Belastbarkeit für die Serie nachzuweisen sein. Hier bringt das Fraunhofer LBF seine Leichtbaukompetenzen in Auslegung, prototypischem Bau sowie ganzheitlicher Bewertung und Analyse von Materialien, Komponenten und Systemen ein. Unter anderem werden die neuen Sitze schwingungsdynamisch untersucht und der Flammschutz für die Rahmen­elemente über entsprechend maßgeschneiderte Additiventwicklungen realisiert werden.

Die beteiligten Anwender können nach erfolgreichem Projektende die nachhaltig gefertigten naturfaserverstärkten Bauteile vermarkten, ihre Fertigung ausbauen und damit Arbeitsplätze in Deutschland sichern. Ihren Kunden entstehen durch die neuen Bauweisen zahlreiche Vorteile im Hinblick auf Gewichtsreduzierung, Energieeinsparung, Reduzierung von Treibhausgasemissionen und Langlebigkeit.

Das Projekt Einsparung von CO2 durch den Einsatz neuer Herstellungsverfahren und Materialien für die Entwicklung von nachhaltigen Leichtbaukomponenten für Interieur-und Exterieuranwendungen (ECO2-LInE) ist im Mai 2021 gestartet und wird durch das Technologietransfer-Programm Leichtbau des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert. Unter Leitung von ­Martin Schnierle, Geschäftsführer der Hermann Schnierle GmbH, arbeiten insgesamt zehn Verbundpartner aus Forschung und Industrie über einen Zeitraum von drei Jahren zusammen.

Das Projektkonsortium

Für die Materialentwicklung ist das Fraunhofer LBF hauptverantwortlich und für die 3D-Druckverfahrensentwicklung das Fraunhofer IWU in Zusammenarbeit mit der S.K.M. Informatik GmbH, die für die Softwareprogrammierung des Druckers im Projekt verantwortlich ist. Die Anwender für die nachhaltig gefertigten naturfaserverstärkten Bauteile sind die Firmen Hermann Schnierle GmbH (nachhaltige Sitzliegebank und Leichtbausitze), FiftyTen (Pickup-Aufsätze) und die Firma Hübner GmbH & Co. KG (neuartige Rahmenelemente für Übergangssysteme von Schienenfahrzeugen). Als assoziierte Partner sind die Firmen Biowert Industrie GmbH, J. Rettenmaier & Söhne GmbH + Co KG, 3M Deutschland GmbH und METROM Mechatronische Maschinen GmbH beteiligt.

Text zum Titelbild: Das Projektkonsortium von ECO2-LInE (Grafik: ECO2-LinE)

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