Besseres Polierverfahren für die Metallbearbeitung

Oberflächen 09. 12. 2021
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Internationales Forschungsteam unter Leitung der TU Chemnitz und mit Förderung durch das Bundesforschungsministerium entwickelte effizienteres Verfahren zum Polieren von Metalloberflächen

Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der Professur Mikrofertigungstechnik (Prof. Dr.-Ing. Andreas Schubert) der Technischen Universität Chemnitz hat ein innovatives Verfahren zum sogenannten Loka­len Polieren entwickelt. Damit wird es möglich, verschiedene Metalloberflächen so effektiv und ressourcensparend wie beim bereits bewährten plasmaelektrolytischen Polieren (PeP) zu bearbeiten – allerdings ohne die bisher nötigen aufwendigen Maskierungen des zu polierenden Bereichs. Möglich macht das der im Rahmen eines Projekts entwickelte strahlbasierte plasmaelektrolytische Polierprozess (Jet-PeP), der auf einen fein justierbaren und räumlich begrenzbaren elektrolytischen Freistrahl setzt. Durch den erfolgreich entwickelten Jet-PeP-Prozess ist nun nach Aussage von Prof. Dr. Andreas Schubert erstmalig die lokal begrenzte Politur ausgewählter Oberflächenbereiche mit einstellbarem Polierergebnis möglich, ohne dass komplizierte Maskierungen aufwendig aufgebracht und wieder entfernt werden müssen. Auch zeitaufwendige Eintauchstrategien seien nicht mehr notwendig, erklärt Prof. Dr. Schubert von der Professur Mikrofertigungstechnik, der die Projektleitung innehatte. Zum Einsatz kann diese Technologie zum Beispiel bei Komponenten aus der Medizintechnik und aus dem Werkzeug- und Formenbau oder im Bereich der Schmuckindustrie kommen.

Vorzüge bisheriger Verfahren mit mehr Effizienz und Flexibilität kombinieren

Für das Polieren von Oberflächen von metallischen Bauteilen ist das plasmaelektrolytische Polieren besonders geeignet, weil ein umweltfreundlicher Elektrolyt und eine geringe Materialabtragrate eine ressourcen­effiziente Bearbeitung mit hoher Formtreue ermöglichen. Beim PeP handelt es sich um ein Tauchverfahren ähnlich dem Elektropolieren, bei dem Werkstücke durch teilweises oder vollständiges Eintauchen in ein Elektro­lytbad unter Anlegen hoher Gleichspannungen bis zu mehreren hundert Volt poliert werden. Die Größe der polierbaren Oberfläche hängt von der maximalen elektrischen Leistung der Prozessenergiequelle ab. Zudem ist das Polieren lokal begrenzter Bereiche mit unterschiedlichen Ergebnissen nur durch aufwendige Maskierungen und Eintauchstrategien möglich. Diese Einschränkungen begrenzen die Einsatzmöglichkeiten des Verfahrens.

Das Ziel des Projekts war der Transfer des Tauchverfahrens auf den Jet-PeP-Polierprozess, um die Abhängigkeit der elektrischen Leistung von der Größe der Bauteiloberfläche zu umgehen und das lokale Polieren von ausgewählten Oberflächenbereichen zu ermöglichen. Dazu wurde eine ­Laboranlage entwickelt, für die ein lineares, dreiachsiges Kinematiksystem aufgebaut wurde, um die Bewegung der Elektrolytdüse zu ermöglichen.

Mit Hilfe eines geschlossenen elektrolytischen Freistrahls wurde eine laterale Begrenzung des Stromflusses erzielt, sodass der polierte Bereich lokal eingegrenzt wurde. Somit kann auf eine Maskierung der angrenzenden Oberflächen verzichtet werden. Die Herausforderung bei der Entwicklung des Polierprozesses war die Aufrechterhaltung von konstanten Prozessbedingungen für ein erfolgreiches Polieren, führt Andreas Schubert aus. Unter anderem wurde dies durch eine automatisierte Temperierung des Elektrolyten und Steuerung des Volumenstroms ermöglicht. Oliver Kröning von der Firma Leukhardt Schaltanlagen Systemtechnik GmbH fügt hinzu: Die Initiierung und Aufrechthaltung des Prozesses bei verschiedenen Lasten konnte durch die Entwicklung einer spezifischen Prozessenergiequelle realisiert werden.

Die experimentelle Bewertung des Jet-PeP-Prozesses erfolgte anhand von Bauteilen aus der Medizintechnik aus dem Edelstahl AISI 304. Es wurde ein materialspezifischer Elektrolyt durch das Beckmann-Institut für Technologieentwicklung e. V. entwickelt und im Tauchverfahren erprobt. Die Charakterisierung der Oberflächenrauheit und der chemischen Zusammensetzung der polierten Oberflächen erfolgte durch den Projektpartner Technion Research & Development Foundation Ltd. Wie Prof. Andreas Schubert erläutert, steht die neu entwickelte Laboranlage perspektivisch für weitere Forschungsprojekte auch innerhalb internationaler Koopera­tionen zur Verfügung.

Über das Projekt

Das Projektkonsortium bestand auf deutscher Seite aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Professur Mikrofertigungstechnik an der TU Chemnitz und der ­Firma Leukhardt Schaltanlagen Systemtechnik GmbH aus Magdeburg als Industriepartner. Auf israelischer Seite waren die Tech­nion Research & Development Foundation Ltd. als Forschungseinrichtung und die Firma Shimshon Fine Mechanics Ltd. als Industriepartner beteiligt. Ergänzt wurde das Projektkonsortium durch das Beckmann Institut für Technologieentwicklung e. V. als assoziiertem Projektpartner. Das Projekt wurde im Rahmen des Programms Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen (Förderkennzeichen: 02P17W010) durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut. Auf israelischer Seite wurde das Projekt durch die Israel Innovation Authority gefördert.

Die Ergebnisse wurden in einem F&E-Bericht mit dem Titel Local surface nanoscale modification by Jet Plasma electrolytic Polishing veröffentlicht.M. Fejes

Originalpublikation:

A. Schubert, M. Zinecker, A. Martin, S. Quitzke, I. Danilov, O. Kröning, D. Safranchik, S. Essel, H. Zeidler: Local surface nanoscale modification by Jet Plasma electrolytic Polishing; in: A. Schubert (Hrsg.): R&D report of the BMBF project Jet-PeP (Fkz: 02P17W010), Verlag Wissenschaftliche Scripten, 2021, ISBN: 978-3-95735-139-5

Kontakt:

Prof. Dr. Andreas Schubert,
E-Mail: andreas.schubert@mb.tu-chemnitz.de

Text zum Titelbild: In der für das Jet-PeP-Verfahren realisierten Laboranlage forschen (von vorn): Igor Danilov, Dr. Susanne Quitzke und Franz Pfaffendorf (Foto: TU Chemnitz/Jakob Müller):

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