Das Institut für Werkstoffwissenschaft und Werkstofftechnik (IWW), vertreten durch die Professoren Thomas Lampke, Andreas Undisz, Guntram Wagner und Martin F.-X. Wagner, lädt am 29. und 30. März 2023 in das Zentrale Hörsaalgebäude der TU Chemnitz zum 23. Werkstofftechnischen Kolloquium (WTK) ein unter dem Motto: Wissenschaft trifft Wirtschaft
Ganz im Sinne des Leitsatzes Wissenschaft trifft Wirtschaft wird das Werkstofftechnische Kolloquium durch Grußworte von Dr. Klaus Nassenstein, neuer Präsident des Forschungs- und Transfernetzwerks Mittelstand AiF e. V. sowie Geschäftsführer und Mitinhaber der GTV Automotive GmbH, eingeleitet. Die Relevanz angewandter Forschung und vor allem des Transfers von Innovationen in die Industrie wird durch Beiträge junger Start-upsbetont, die sich im Rahmen des Kolloquiums präsentieren.
Unter anderem stellt sich die CMMC GmbH (Cast Metal Matrix Composites) vor, die traditionelle Gießverfahren zur Herstellung von innovativen Leichtbauwerkstoffen nutzt. Unternehmensgegenstand des Spin-offs der TU Chemnitz, das aus F&E-Projekten und einem EXIST-Forschungstransfer im Bereich hervorging, ist die Entwicklung eines neuartigen Herstellungsverfahrens für AMC-Werkstoffe sowie die Produktion dieser Werkstoffe selbst. AMCs sind Aluminium-Matrix-Composite, im speziellen partikelverstärkte Aluminiumlegierungen, die ein ausgezeichnetes Eigenschaftsspektrum bieten. Bei der CMMC wird der leichte und korrosionsbeständige, aber für Verschleißanwendungen ungeeignete Werkstoff Aluminium mit verschleißfesten keramischen Partikeln verstärkt, sodass mit diesen Werkstoffen bewegte Massen im Bereich des Fahrzeug- und Maschinenbaus reduziert werden können. Das junge Start-up leistet damit einen entscheidenden Beitrag zur Energieeinsparung und CO2-Reduktion.
Das patentierte Herstellungsverfahren der CMMC GmbH kann als kontinuierliches Vakuumdirektgießen bezeichnet werden. Es erzeugt AMCs mit bis zu 30 Vol.-% Partikelgehalt (derzeit SiC) und zeichnet sich durch eine Energiereduktion von bis zu 30 % gegenüber diskontinuierlichen Standardverfahren aus. Produziert werden vorrangig Halbzeuge, z. B. Masseln zur weiteren Verarbeitung in Gießereien; die AMC-Schmelze kann aber auch direkt zu Bauteilen gegossen werden.
Visionär ist auch das Start-up NanoSen, ebenfalls ein Gründungsprojekt der Technischen Universität Chemnitz, das derzeit ein innovatives Verfahren zur kostengünstigen Massenproduktion von Kraftsensoren aus Nanokompositen entwickelt. Die Sensoren bestehen aus einer dünnen, elektrisch leitfähigen Polymerfolie, die auf Elektroden platziert wird, um im Vergleich zu herkömmlichen Technologien einen erweiterten Kraftbereich zu messen. Das erste Produkt wird aus Silikon hergestellt und kann zwischen 10 mg und 40 kg messen, quasi einerseits das Gewicht einer Nähnadel und andererseits das von 40 Liter Wasser. Darüber hinaus sind die innovativen Kraftsensoren flexibel, dehn-, wasch- und hochgradig anpassbar. Vorläufige Tests mit anderen Polymeren konnten den Messbereich verschieben und erweitern, um höhere Lasten von bis zu 900 kg zu messen. Diese Eigenschaften und das neue Herstellungsverfahren ermöglichen den Einsatz von NanoSen-Produkten in der Unterhaltungselektronik und anderen industriellen Anwendungen wie dem Gesundheitswesen, der Robotik, tragbaren Technologien und Sicherheitsüberwachung, die sonst aufgrund begrenzter Verfügbarkeit und zu hoher Kosten nicht möglich waren.
Ergänzend zum Verkauf von Sensormaterialien bietet NanoSen auch Entwicklungsdienstleistungen an, um Kunden mit spezifischen Anwendungen zu unterstützen und eine verbesserte Sensorleistung, eine schnellere Markteinführung und eine Senkung der Produktionskosten zu bieten. Durch den anvisierten Markteintritt mit innovativen Kraftsensoren hat NanoSen das Potenzial, ein wichtiger Akteur in der globalen Industrie zu werden und den Erfolg seiner Kunden in wettbewerbsintensiven Märkten voranzutreiben.
Das über den EXIST-Forschungstransfer geförderte Team MiViA (Micro Vision Analysis) des Instituts für Metallformung der TU Bergakademie Freiberg wird sich ebenfalls vorstellen. Sie möchten mittels künstlicher Intelligenz durch ein selbstlernendes autonomes System der Mikrostrukturanalyse die Qualitätskontrolle für Werkstoffe in der industriellen Anwendung revolutionieren.
Neben den Start-ups präsentieren etablierte Industrieunternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen. Im Rahmen der Industrieausstellung bietet die Veranstaltung vielfältige Möglichkeiten, sich mit Experten der Werkstoffprüfung, vertreten durch ZwickRoell und Hegewald & Peschke, sowie für optische Messtechnik, vertreten beispielsweise von Carl Zeiss GOM, Evident, Limess und Polytec, auszutauschen. Metallografische Präparationsexpertise liefert Cloeren Technologies und über hochwertige Metallpulver sowie Verarbeitungstechnologien informiert Höganäs. Coventya als Spezialist für die Entwicklung von chemischen Technologien für die Metallveredelung, wird unter anderem durch Rainer Venz, stellvertretender Vorstandsvorsitzenden des Zentralverbands Oberflächentechnik (ZVO), vertreten, der einen Übersichtsvortrag für die Galvanotechnik Session halten wird.
Die enge Verknüpfung von Wirtschaft und Wissenschaft wird durch internationale Fachvorträge zu aktuellen Forschungsergebnissen aus der Werkstoff-, Oberflächen- und Fügetechnik vervollständigt. Im Fokus der Veranstaltung stehen anwendungsorientierte Vortrags- und Posterbeiträge aus den folgenden Themengebieten:
- Oberflächentechnik
(Galvanotechnik, thermische Beschichtungstechnik ...) - Verbundwerkstoffe und Werkstoffverbunde
- Füge- und Fertigungstechnik
(Additive Fertigung, Löten, Pressschweißverfahren, Schweißen ...) - Moderne Struktur- und Funktionswerkstoffe
(z. B. Formgedächtnislegierungen, Hochentropielegierungen, hochfeste Stähle und Leichtmetalle, ultrafeinkörnige Werkstoffe) - Wasserstoffspeicherung – Nachwuchsforschergruppe REACT
Das aktuelle Tagungsprogramm ist über den QR-Code abrufbar, weitere Informationen sowie die Möglichkeit zur Anmeldung finden sich auf der Homepage der Veranstaltung.
Kontakt:
Dr. Lisa Winter; Tel. 0371-531 32632;
E-Mail: lisa.winter@mb.tu-chemnitz.de
- https://www.tu-chemnitz.de/mb/iww/wtk/