Die Deutsche Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik e. V. (DGO) würdigt einen ausgezeichneten Abschluss der Ausbildung zum Oberflächenbeschichter
Auf breiter Front wird derzeit über den ausgeprägten Mangel an Facharbeitern geklagt. Für die Galvanotechnik spielt zudem das seit Jahren in der Bevölkerung schlechte Image der Branche eine Rolle. Chemisch basierte Technologien mit handwerklichen Techniken werden grundsätzlich in der Bevölkerung eher negativ bewertet. Nichtsdestotrotz ist der Bedarf an Fachkräften auch in der Galvano- und Oberflächentechnik sehr hoch; die Arbeit qualifizierter Fachkräfte wird daher durchaus gut vergütet. Darüber hinaus kommt der beruflichen Weiterbildung – vom Meister bis zum Ingenieur – ein hoher Stellenwert zu. Fachleute in Führungspositionen, zum Beispiel im Zuge der Nachfolgeproblematik, sind insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen heiß begehrt.
Die Fachausbildung in der Branche spielt daher eine Schlüsselrolle für gut ausgebildetes Fachpersonal. Ausgebildet wird dieses derzeit in Deutschland an vier Schulzentren – eines davon ist das Berufsschulzentrum Schwäbisch Gmünd. Die Deutsche Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik e. V. (DGO) ist als ein Teil des Zentralverbands Oberflächentechnik e. V. (ZVO) der wichtigste Fachverband für die Absolventen dieser Schulen. Die Vermehrung, Vertiefung und Verbreitung der Kenntnisse auf den Gebieten der Galvano- und Oberflächentechnik gehört zum Aufgabenkern des Verbandes. Für die DGO selbstverständlich damit verbunden ist auch eine erste Anerkennung für Absolventen, welche die Ausbildung zum Oberflächenbeschichter überdurchschnittlich abgeschlossen haben. In diesem Jahr ging eine Anerkennung in Form eines Buchpreises, gestiftet vom Eugen G. Leuze Verlag in Bad Saulgau, und einer kostenfreien einjährigen Verbandsmitgliedschaft an Michael Ferahyan. Die Übergabe des Preises erfolgte am 15. Februar an der Berufsschule Schwäbisch Gmünd in Anwesenheit der Schulleitung, der Fachlehrer sowie eines Vertreters des Ausbildungsbetriebs Dr.-Ing. Max Schlötter GmbH & Co. KG aus Geislingen/Steige. Seitens der Berufsschule nahmen die Schulleiterin Sabine Fath, Abteilungsleiterin Dr. Christa Hannak sowie die Fachlehrer Birka Schunter, Martin Klotz, Olaf Lehmann, Volker Rogoll und Ulrich Urban teil. Der geehrte Oberflächenbeschichter Michael Ferahyan wurde vom Schlötter-Ausbilder Mario Feldmeier begleitet.
Nicht nur ein ungünstiges Image ist der Grund dafür, dass die Galvanotechnik zu den wenig begehrten Berufsfeldern gehört. Leider wissen auch die wenigsten Jugendlichen, welche interessanten Tätigkeiten und Herausforderungen die Arbeit in der Galvanotechnik für dort beschäftigte Fachkräfte mit sich bringt. Hier stellt Michael Ferahyan eine Ausnahme dar, da er bereits in jungen Jahren über die Beschäftigung seines Vaters bei einem Unternehmen im Bereich der Oberflächenbehandlung von Aluminium mit den Leistungen der Schicht- und Beschichtungstechnologie in Berührung kam. Aber nicht nur das Elternhaus hat sein Interesse an der Galvanotechnik geweckt. Wie Michael Ferahyan betont, hat auch die Begeisterung seiner Chemielehrerin an ihrem Fach und ihre gelungene Art, den Stoff im Unterricht zu vermitteln, dazu beigetragen, sich für die galvanische Oberflächenbehandlung als Beruf zu entscheiden. Handwerklich interessiert, startete er allerdings zunächst mit Materialien wie Holz und Kunststoff, indem er eine Ausbildung zum Parkettleger erfolgreich absolvierte. Aus gesundheitlichen Gründen schied jedoch eine Tätigkeit in diesem Berufsfeld aus.
2019 bot sich dann die Gelegenheit, eine Ausbildung zum Oberflächenbeschichter beim Galvanikspezialisten Dr.-Ing. Max Schlötter in Geislingen zu beginnen. Im Gespräch mit Michael Ferahyan wird rasch deutlich, dass er hier den für ihn besten Platz gefunden hat. Die Begeisterung für die Materie hat sicher stark zu seinen überdurchschnittlichen Leistungen in der Ausbildung beigetragen. Für die Ausbildung besonders vorteilhaft hat sich die große Vielfalt an galvanischen Beschichtungsvarianten erwiesen, die mit den bei Schlötter vorhandenen Einrichtungen praktisch ausgeführt werden, und darüber hinaus von den Entwicklungsabteilungen des Unternehmens auf nahezu allen wichtigen Technologiefeldern bearbeitet und weiterentwickelt werden. Einige Bereiche der Ausbildung zum Oberflächenbeschichter, die bei Schlötter praktisch nicht vertreten sind, wie das Anodisieren von Aluminium oder das Feuerverzinken, wurden durch die Lehrerschaft im Berufsschulzentrum in Schwäbisch Gmünd bestens vermittelt, so Ferahyan im Rahmen der Preisverleihung.
In den drei Jahren seiner Ausbildung und im Rahmen der jetzigen Tätigkeit im Bereich der Kundenbemusterung entstand ein besonderes Interesse an der galvanischen Beschichtung für die dekorative Anwendung. Vor allem im Schichtsystem aus Kupfer, Nickel und Chrom sieht Michael Ferahyan neben den Edelmetallschichten ein besonders interessantes System, das je nach Anforderung und Art des Grundwerkstoffs hervorragende Oberflächengestaltungen erlaubt.
In den nächsten Jahren wird der Geehrte seine praktischen Erfahrungen beim Galvanikunternehmen Schlötter weiter ausbauen. Er sieht aber durchaus auch die Chance, seinen Ausbildungsstand durch ein Anschlussstudium zum Galvanotechniker, das ebenfalls am Berufsschulzentrum in Schwäbisch Gmünd angeboten wird, zu erweitern. Ein solche Weiterbildung werde auch vom aktuellen Arbeitgeber gefördert, wie Mario Feldmeier beim Gespräch betonte. Dass die Ausbildung für Michael Ferahyan mehr als gelungen ist, brachte er mit abschließenden Worten zum Ausdruck: Ich möchte mich an dieser Stelle beim Unternehmen Schlötter für die Ausbildung, sowie den Lehrern der Berufsschule Schwäbisch Gmünd bedanken. Mein besonderer Dank geht an Herrn Neifer, Herrn Keiper und Herrn Hübl, die mich über die Ausbildungszeit unterstützt und gelehrt haben.
Der Fachbereich Galvanotechnik des Berufschulzentrums Schwäbisch Gmünd ist unter anderem nach der Einweihung des direkt in der Nachbarschaft des Schulzentrums neu errichteten Wohnheims für Auszubildende, die aus dem gesamten Bundesgebiet nach Schwäbisch Gmünd kommen, sowie durch die modernen Unterrichtsräume und die umfangreichen technischen Einrichtungen gut aufgestellt. Nichtsdestotrotz bestehen Überlegungen zur Modernisierung der technischen Einrichtungen, die Bestandteil der Ausbildung sind. Wie Abteilungsleiterin Dr. Christa Hannak betonte, würden alle Praxisverfahren im Berufsbild des Oberflächenbeschichters, neben der galvanischen Metallabscheidung zum Beispiel auch die chemische und elektrochemische Oberflächenbehandlung von Aluminium oder das Feuerverzinken, derzeit in ausreichendem Maße im Schulunterricht vermittelt. Des Weiteren bestehen Ansätze, auch den Einsatz von fachspezifischer IT zur Einsparung von Energie oder moderner Anlagentechnik auszudehnen. Wir wünschen uns hier eine höhere Bereitschaft der verschiedenen Unternehmen zum zeitweisen Austausch von Auszubildenden zwischen den Unternehmen. So wird eine noch bessere Vermittlung von Praxiswissen und Praxiserfahrungen erzielt. Hier besteht nach Meinung von Dr. Christa Hannak nach wie vor Nachholbedarf.
Die derzeitige Schülerzahl von 60 Auszubildenden in zwei Klassen wird auf längere Sicht kaum ausreichen, um den Bedarf an Nachwuchskräften im Berufsfeld Oberflächenbeschichter für Industrie und Handwerk zu befriedigen. Umso erfreulicher ist es, die Begeisterung von jungen Fachkräften wie Michael Ferahyan zu sehen, welche die Zuversicht vermittelt, auch in Zukunft hochqualitative, beschichtete Produkte in Deutschland herstellen zu können.Herbert Käszmann
Gewerbliche Schule Schwäbisch Gmünd
Berufsschule für Oberflächenbeschichter
Fachschule für Galvanotechnik
Beruf Oberflächenbeschichter