Weltweit erstes Referenzmaterial für Lithium-Akku-Kathoden

Werkstoffe 06. 08. 2023
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Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) hat nach eigenen Angaben das weltweit erste zertifizierte Referenzmaterial für Kathodenmaterial von Lithiumionenakkus entwickelt. Es erlaubt, die Qualitätssicherung und Weiterentwicklung im Bereich der derzeit leistungsstärksten und erfolgreichsten Batterietypen weiter voranzutreiben. Gleichzeitig ermöglicht es, Recyclingverfahren zu verbessern und damit Recyclingquoten, wie sie die künftige EU-Batterieverordnung vorschreibt, einzuhalten und so die Nachhaltigkeit von Lithiumbatterien zu steigern.

Kathoden sind ein entscheidender Bestandteil von elektrischen Batterien und spielen eine Schlüsselrolle für die ­Leistungsfähigkeit und Effizienz von Energiespeichersystemen. Um die Leistung von Batterien weiter zu verbessern, ist es unerlässlich, hochwertige Kathodenmaterialien und ihre exakte Zusammensetzung bis auf die Partikelebene zu kennen. Bisher fehlte ein Referenzmaterial, das es erlaubte, die Zusammensetzung und damit auch die Qualität und Leistungsfähigkeit von Kathodenmaterial zu überprüfen und zu ­vergleichen.

Die BAM schließt diese Lücke mit dem weltweit ersten zertifizierten Referenzmaterial für Kathodenmaterial von Lithiumakkus. Entwickelt wurde es im engen Austausch mit der Batterieindustrie und abgestimmt auf ­deren Bedürfnisse. Das neue Referenzmaterial besteht aus Nickel-Mangan-Kobalt-111 Kathodenmaterial, das in Lithiumionensystemen verbaut ist. Es werden die exakten Massen­anteile für Lithium, Nickel, Mangan, Kobalt und weitere sieben Bestandteile angegeben, dazu die Partikelgrößenverteilung und die spezifische Oberfläche des Pulvers.

Das Referenzmaterial kann künftig als verlässlicher Maßstab für die Charakterisierung und Bewertung von Kathodenmaterial des Nickel-Mangan-Kobalt-Typs dienen. Zugleich ermöglicht es Unternehmen, die Qualität von Kathodenmaterial schon bei der Herstellung zu kontrollieren, es miteinander zu vergleichen und kontinuierlich zu verbessern.

Insbesondere eröffnet es die Möglichkeit, den Anteil von Kobalt, des teuersten Kathodenmaterials, zu bestimmen und zu optimie­ren, das heißt, die Herstellung des Akkus wirtschaftlicher zu gestalten sowie Verunreinigungen, die einen negativen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und Lebensdauer einer Batterie haben können, zu verhindern.

Besondere Bedeutung erlangt das Referenzmaterial durch die vom EU-Parlament kürzlich beschlossene neue EU-Batterieverordnung. Sie schreibt nach einer Übergangszeit feste Recyclingquoten für Bestandteile von Lithiumionenbatterien vor. Das Referenz­material der BAM erleichtert Recyclingunternehmen, hochwertige Kathodenmaterialien in Altbatterien zu identifizieren, sie zu sortieren und auf ihre Qualität und Wiederverwendbarkeit im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft zu überprüfen. Dadurch kann der Ressourcenverbrauch im Batteriebereich gesenkt werden.

Das neue zertifizierte Referenzmaterial der BAM wurde nach strengen internationalen Standards und im Rahmen eines Ringversuchs mit 16 Laboren entwickelt. Erhältlich ist es im BAM-Webshop (https://webshop.bam.de/). Wie Carlos Abad, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Anorganische Referenzmaterialien an der BAM erklärt, ist die Entwicklung des zertifizierten Referenzmaterials ein bedeutender Schritt für die Batterieforschung und -entwicklung. Das Referenzmaterial spielt eine wichtige Rolle, die Entwicklung innovativer Batterien voranzutreiben.

Text zum Titelbild: Das neue Referenzmaterial ermöglicht es, die Zusammensetzung und damit auch die Qualität und Leistungsfähigkeit von Lithiumakkus zu überprüfen und zu vergleichen (Bild: BAM)

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