Der Neustart der EMO Hannover nach vier Jahren Pause ist nach Aussage von EMO-Generalkommissar Carl Martin Welcker gut gelungen. Sie punktete mit starken Werten mit Blick auf die Internationalität bei Ausstellern und Besuchern und erwies sich erneut als Bühne für technische Innovationen der Spitzenklasse. Wir haben hier alles gesehen, was die Zukunft der Produktion ausmacht: neue Lösungen zur Automatisierung, zur Vernetzung in der Fabrik und zur Nachhaltigkeit in der Produktion. Wenn Digitalisierung auf die Fabrik treffe, sei der Weg frei für neue Lösungen und Stufen von Effizienz. Das hätten die Aussteller beeindruckend präsentiert. Und die Stimmung war gut, trotz der eher angespannten wirtschaftlichen Lage, so Welcker.
Von den rund 1850 Ausstellern kamen rund 70 Prozent aus 45 verschiedenen Ländern, darunter China, Italien, Taiwan, der Schweiz und Japan. Von den rund 92 000 Fachbesucherinnen und Fachbesuchern waren es 54 Prozent aus 130 Ländern. Hier waren die fünf stärksten Besucherländer die Türkei, China, die Niederlande, Italien und Polen. Rund ein Drittel der Fachbesucher reiste aus Asien an. Für Günter Szerenczés, Member of the Executive Board des israelischen Werkzeugherstellers Iscar, überzeugte die EMO wieder durch ein sehr internationales Publikum, das sich aus den verschiedensten Industrien zusammensetzt. Die Besucher hätten dabei vor allem gezielt nach Innovationen gefragt.
30 Prozent der Besucher nennen in der Besucherbefragung als wichtigstes Besuchsziel die Information über Neuheiten und Trends. Hinzu kommt die konkrete Suche nach Lösungen für ihre Problemstellung. Dr. Jochen Kress, geschäftsführender Gesellschafter bei der Mapal Präzisionswerkzeuge Dr. Kress KG, sagt: Der Fokus des Austausches liegt auf kundenspezifischen Themen mit individuellen Anforderungen. Hier sieht er die EMO als geeignete Plattform, um die Zusammenarbeit zwischen Kunden und Lieferanten weiter zu stärken. Und nach Aussage von Dr. Matthias Klein, CSO der Emag-Gruppe, war das Interesse an den innovativen Lösungen und Maschinen der Emag-Gruppe überwältigend. Insbesondere unsere vorgestellten Lösungen zur Bearbeitung von Komponenten für den Antriebsstrang der Elektromobilität stießen auf großes Interesse. Insgesamt ist er mit der Resonanz aus dem Markt sehr zufrieden.
Mehr als 1850 Aussteller präsentierten eine Vielzahl von Innovationen aus der Welt der Produktionstechnik (Bild: VDW)
Automation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Fokus
Auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels stand Automation eindeutig im Fokus der Messe. Sie wird von mehr als einem Drittel der Besucher und Besucherinnen als Top-Thema in der Industrie genannt. Fast ein Viertel nennt Digitalisierung und Vernetzung. Dazu konnten sie bei vielen Ausstellern fündig werden.
Gezählt wurde auf der EMO eine mittlere dreistellige Zahl an Robotern. Neu ist, dass keine Programmierkenntnisse mehr nötig sind, um beispielsweise Cobots (Collaborative Roboter) für unterschiedliche Anwendungen wie Be- und Entladen, Qualitätskontrolle, Lackieren, Waschen sowie die Verbindung mit Messgeräten einzusetzen. Sie sind mit Sensoren ausgestattet, die den Tastsinn des Menschen nachempfinden. Damit können sie Werkstücktoleranzen ausgleichen oder Hindernisse im Arbeitsraum umgehen. Dies ermöglicht den umhausungsfreien Betrieb in Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden. Dieser Trend verhilft auch den Roboterherstellern zu guten Geschäften. Cobots sind nach Aussage von Nils Tersteegen, Marketing-Manager beim japanischen Anbieter Fanuc, immer noch ein aufsteigender Stern in der Produktion, besonders für kleinere Unternehmen, die jetzt mit Schwierigkeiten bei den Arbeitskräften konfrontiert sind.
Ein weiterer Schwerpunkt ist Connectivity. Dabei geht es vor allem um die Offenheit beim Datenaustausch, beispielsweise auf der Basis von OPC UA. Darauf basiert auch die Companion Specification OPC UA for Machine Tools unter dem Dach von umati. Der Abruf großer Datenmengen aus der digitalen Steuerung ohne Beeinträchtigung des Prozesses ist dabei ein wichtiger Aspekt. Die Verfügbarkeit von transparenten Prozessdaten bildet die Grundlage für die Überwachung von Prozessen und ein darauf aufbauendes Qualitätsmanagement.
Für 68 Prozent des Publikums steht die Future of Sustainability in Production hoch im Kurs, bei den Ausländern mit einem Anteil von drei Vierteln sogar noch stärker als beim deutschen Publikum. Der Hauptaspekt ist Effizienz. Einige Beispiele dazu: Der so genannte Product Carbon Footprint beispielsweise weist den CO2-Ausstoß bei der Produktion aus und gibt den Kunden detaillierte Informationen dazu, welche indirekten Emissionen die eingesetzten Werkzeuge in ihrer CO2-Bilanz konkret leisten. Ein anderes Beispiel ist der Spindelaufbau, der auf Energieeffizienz und nicht in erster Linie auf maximale Leistung ausgelegt ist. Kühlschmierstoffe schließlich können durch Überwachung und Filterung länger genutzt werden.
Dr. Hubert Ermer, Geschäftsführer Produkte und Märkte bei der Dr. Johannes Heidenhain GmbH, bringt es auf den Punkt. Die Themen Digitalisierung und Automatisierung schritten in hohem Tempo weiter voran. Dabei gelte es, prozesssicher zu fertigen. Das erhöhe die Produktivität und gleichzeitig könne der Carbon Footprint reduziert werden. Die EMO hat uns die Plattform gegeben, um gerade auch die konkreten Herausforderungen der Transformationsprozesse in den Fertigungen zu diskutieren und hier unsere Kunden intensiv zu begleiten, so Hubert Ermer.
Hohe Zahl an Erstbesuchern
Mehr als die Hälfte der Messegäste besuchten die EMO nach eigenen Angaben zum ersten Mal. Das trifft sich mit dem Ziel der Aussteller, ihr Neukundengeschäft zu forcieren. Dr.-Ing. Karten Röttger, CEO bei der Ecoroll AG aus Deutschland, sagt: Viele Besucher sind erstmalig auf uns aufmerksam geworden. Sie hatten die Möglichkeiten der mechanischen Oberflächenveredelung noch nicht auf dem Schirm. Den steigenden Anforderungen an Produktqualität, aber vor allem auch der verstärkten Nachfrage nach nachhaltigen Produkten, könne die Ecoroll AG mit ihren Werkzeugen perfekt begegnen.
Auch rund ein Fünftel der Aussteller waren zum ersten Mal dabei. Für Jörg Rommelfanger, Leiter Robotics-Division ABB, Deutschland, bot die EMO die ideale Plattform, um hier erstmals die neuesten Technologien und Lösungen des Unternehmens für die Branche zu präsentieren. Darunter eine Maschinenbeschickungszelle, die speziell für die schnelle und automatisierte Entnahme von zufällig angeordneten Werkstücken konzipiert sei. Das Interesse war enorm, und die zahlreichen Gespräche inklusive Vorführungen inspirierend und wertvoll.
30 Prozent der Besucher nennen in der Befragung als wichtigstes Besuchsziel die Information über Neuheiten und Trends sowie die konkrete Suche nach Lösungen für ihre Problemstellung (Bild: VDW)
EMO ist die Messe für Entscheider
Bei der EMO Hannover gilt es, dabei zu sein und Kompetenz zu beweisen. Und es werden auch Geschäfte gemacht. Die EMO ist daher eine Messe für Führungskräfte und Entscheider aus dem Maschinenbau, der Automobil- und Zulieferindustrie, der Metallverarbeitung, Feinmechanik, Optik, Luft- und Raumfahrtindustrie und vielem mehr. Knapp 60 Prozent der Besucher sind Führungskräfte oder kommen aus dem Top-Management. Knapp die Hälfte hat Entscheidungskompetenz für Einkauf und Beschaffung. Tatsächlich kam auch die Hälfte der Fachbesucher nach eigenen Angaben mit konkreten Investitionsvorhaben zur EMO. Durchschnittlich planen diese Besucher, knapp drei Millionen Euro zu investieren. Mehr als ein Viertel gab an, bereits auf der Messe Aufträge erteilt zu haben. Davon kann auch Stephan Nell, CEO der United Grinding Group aus der Schweiz berichten: Die Anzahl Leads sei aktuell auf dem Niveau von 2019. Auch wurden direkt auf dem Messestand einige Maschinenverträge unterschrieben. Ein weiteres Viertel beabsichtigt laut Umfrage, nach der Messe Aufträge zu vergeben.
Die EMO Hannover hat ihre Position als Weltleitmesse der Produktionstechnologie erneut bestätigt und gefestigt, sagt Welcker abschließend. Er freut sich auf die nächste Veranstaltung, die vom 22. bis 27. September 2025 stattfinden wird.Sylke Becker
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