Deutsche Gesellschaft für Galvano- und Oberflächentechnik e. V.(DGO)
DGO-Bezirksgruppe Thüringen
Die DGO-Bezirksgruppe Thüringen lud ihre Mitglieder am 11. Juni 2024 zum Fachvortrag Effektiver Brandschutz in Galvanikbetrieben – aus der Praxis für die Praxis mit anschließendem Sommerfest an die Technische Universität Ilmenau ein. Das Fest wurde von der Firma NTI Kahla gesponsert.
Vortragende waren Jörg Zimmermann, Geschäftsführer der GAZIMA GmbH (Galvanische Veredlung Zimmermann GmbH) sowie der Stadtteilwehrleiter der Feuerwehr Beierfeld. Er hat sich insbesondere auf dem Gebiet der ABC- (atomar, biologisch, chemisch) beziehungsweise CBRN- (chemisch, biologisch, radiologisch, nuklear) Einsatzlagen spezialisiert und berichtete über seine Erfahrungen bei Großbränden, Schadenslagen und beim Umgang mit gefährlichen Situationen.
Galvanikbetriebe besitzen ein hohes Gefahrenpotential, das bei Bränden freigesetzt werden kann. Dabei kommt es auf eine fachgerechte Einschätzung der Brandsituation an, um Personen zu schützen, die richtigen Brandbekämpfungsmittel einzusetzen und gleichzeitig die indirekt betroffene Bevölkerung zu warnen. Die Statistik zeigt, dass jährlich 70 bis 80 Brände mit Schäden von mehreren Millionen registriert werden. Dazu listete Jörg Zimmermann einige Großbrände auf mit eindrucksvollen Fotos. Brandursachen sind meist elektrische Einrichtungen, Überhitzung, menschliches Fehlverhalten und andere. Bei etwa 25 Prozent der Brände lassen sich die Brandursachen nicht mehr eindeutig feststellen. Einige Fotos zeigten die Ursachen und Auswirkungen von örtlichen Überhitzungen.
Die Schadensfolgen sind Beschädigungen von PP/PC/PVC-Behältern, bei Brand eine enorme Wärme- und Rauchgasentwicklung, hohe Brandgeschwindigkeit, unkontrollierte chemische Reaktionen sowie die Entstehung von Stoffgemischen oder giftigen Gasen. So wurde beispielsweise der verwendete Einsatz von PP in Wannen und Absaugeinrichtungen in der Zimmermann GmbH von circa 200 Tonnen aufgelistet und der enorme Heizwert im Brandfall dargestellt. Auch in Schaltschränke und bei Gleichrichter sind infolge hoher Strombelastung Überhitzungen und Brände möglich. Sie werden durch die betriebenen Abluftanlagen in der Regel noch gefördert. Für eine effektive Bekämpfung von Bränden ist eine Zusammenarbeit mit der Feuerwehr unbedingt erforderlich, um bereits im Vorfeld eine Einsatzplanung vornehmen zu können und Ortskenntnis zu vermitteln.
Gefahrstoffkataster, Brandschutzordnung mit Schulungen, das Üben von Verhalten im Brandfall gemeinsam mit der Feuerwehr sind einige Präventionsmaßnahmen. Weitere Abstimmungen mit den örtlichen Behörden wie Umweltamt und Wasserwirtschaft sind dabei unerlässlich. Nach weiteren Ausführungen zu dieser Problematik beendete Jörg Zimmermann seinen interessanten Vortrag.
Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen am Sommerfest (Bild: Kutzschbach)
Im Anschluss eröffnete DGO-Bezirksgruppenleiter Mathias Fritz das Sommerfest als zweiten Teil der Veranstaltung. Bei schönem Wetter führten die Teilnehmenden in lockerer Atmosphäre bei original Thüringer Bratwurst und Rostbrätel interessante Gespräche zu Fragen der Brandsicherheit, aber auch zur wirtschaftlichen Lage der mittelständischen Industrie.
Für die kommenden Veranstaltungen freut sich der DGO-Bezirksgruppenleiter Mathias Fritz auf eine weiterhin gute Beteiligung und bedankte sich abschließend beim Sponsor für die finanzielle Unterstützung des Sommerfestes. Dr. Peter Kutzschbach
- www.dgo-online.de
DGO-Bezirksgruppe Sachsen
Die Bezirksgruppenleiterin Sachsens, Marion Regal, begrüßte am 27. Juni 2024 in Chemnitz Dr. Theresa Knobloch von der Dr.-Ing. Max Schlötter GmbH & Co. KG als Vortragende. Theresa Knobloch referierte zum hochaktuellen Thema Auf dem Weg zur Klimaneutralität: Verständnis und Berechnung von Carbon Footprints.
Dr. Theresa Knobloch zeigte die Berechnung des Carbon Footprints auf (Bild: DGO)
Knobloch ist Chemikerin und seit fünf Jahren im Forschungs- und Entwicklungslabor mit Fokus auf organische Verbindungen bei der Dr.-Ing. Max Schlötter GmbH & Co. KG tätig. Mit zunehmender Intensität ist sie seit drei Jahren im Unternehmen für die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz verantwortlich. Eine Aufgabe, die aus vielerlei Gründen notwendig ist, wie steigende Kundenanfragen und nicht zuletzt EU-Richtlinien wie die CSRD (engl. – corporate sustainability reporting directive) belegen. Vereinfacht gesagt, betrifft die CSRD-Berichtspflicht große Unternehmen, kapitalmarktorientierte kleine und mittlere Unternehmen sowie umsatzstarke Unternehmen (> 40 Mio. Euro). Kriterien, die auf die Dr.-Ing. Max Schlötter GmbH & Co. KG zutreffen. Entsprechend gibt es für das Unternehmen eine Berichtspflicht für zurückliegende Jahre. Kleinstunternehmen sind aktuell vom Anwendungsbereich ausgenommen.
Eine Hauptaufgabe von Knobloch in den vergangenen Jahren war die Bestimmung des CO2-Abdrucks (carbon footprint) des Unternehmens in seiner Gesamtheit – vom Produkt bis hin zum Prozess. Am Ende des Prozesses steht eine Bilanzierung ausgedrückt in CO2-Emissionen, die mithilfe der nachfolgenden Reduktionspotentiale und dem CO2-Kompensationsbedarf bestimmt werden kann.
Die Referentin erklärte Begrifflichkeiten wie carbon neutral, PCF (product carbon footprint), CCF (corporate carbon footprint) sowie die Prozesse zur Ermittlung des CO2-Fußabdrucks. Für diese Prozesse müssen Organisationsgrenzen definiert werden und bei Unternehmen bietet sich als Grundlage die Finanzbuchhaltung (Standort, Betriebs- und Energiekosten, …) an. Unterteilt wird in drei Geltungsbereiche (scope 1…3): die direkten (Fuhrpark, Brennstoffe, Klimaanlage, …), die indirekten (Fernwärme, Elektrizität, Dampf, …) sowie die vor- und nachgelagerten Emissionen (Rohstoffe, Pendelverkehr Arbeitnehmer, Transport, …).
Hierbei sind Grenzen gesetzt, die zwangsläufig die Genauigkeit des berechneten CO2-Abdrucks beeinflussen. Zu diesen Grenzen gehören unter anderem, in welcher Detailliertheit Prozesse betrachtet oder ob nachgelagerte Emissionen durch das Unternehmen überhaupt erfasst werden können. Bis auf die Transporte zum Kunden konnte Letzteres von der Dr.-Ing. Max Schlötter GmbH & Co. KG nicht bewertet werden. Bezüglich der Detailgrenzen ist es sinnvoll, sich auf die höchsten Kostenpunkte (= höchstes Emissionspotential) im Unternehmen zu fokussieren. Für die Dr.-Ing. Max Schlötter GmbH & Co. KG als Chemielieferant für Oberflächentechnikbetriebe ist ein hoher Anteil in den Rohstoffen sowie im Transport verortet.
Um abseits der größten Positionen belastbare Berechnungsgrundlagen zu generieren, hat das Unternehmen exemplarisch interne Betriebsvorgänge bis zu einem vertretbaren Detailgrad (Staplerbetrieb, Pumpen- und Mischbetrieb, Behälter, Abwasser, …) erfasst. Da viele Prozesse im Betrieb ähnlich verlaufen, wurden diese Werte auf die Vielzahl an Vorgängen im Unternehmen hochgerechnet. Für die Berechnung der CO2-Emissionen wurde eine am Markt etablierte Software verwendet.
Die Referentin gab mit ihren Ausführungen interessante Einblicke in die Komplexität dieses Themas. ZVO/DGO bieten seit diesem Jahr das Tool FRED (https://www.fred-footprint.de/) für die Betriebe der Oberflächentechnik zur Berechnung des CO2-Abdrucks an.
Die Bezirksgruppe Sachsen dankt Dr. Theresa Knobloch für die Einblicke und die angeregte Diskussion mit dem Auditorium.
Marion Regal/Mathias Weiser
- www.dgo-online.de
13. Südwestfälischer Oberflächentag mit 75 Teilnehmern sehr gut besucht
Am 27. Juni 2024 trafen sich zum mittlerweile 13. Mal rund 75 Teilnehmer von Galvaniken aus der Region beim Südwestfälischen Oberflächentag in der SIHK zu Hagen, berichtet die DGO. Auf dem Programm standen fünf Vorträge zu den Themen Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Elektromobilität, Brandschutz und Energieeffizienz.
Die Veranstaltung wurde erneut mit der DGO-Bezirksgruppe Iserlohn durchgeführt, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von oberflächenbearbeitenden Betrieben durch Fachvorträge und Erfahrungsaustausch über Neuigkeiten und Trends in der Oberflächentechnik zu informieren. Dr. Sven Hering von der Metoba Metalloberflächenbearbeitung GmbH in Lüdenscheid moderierte die Veranstaltung.
Marcel Scheidig, C. Jentner GmbH, berichtete über die Reduzierung von Fehlern durch Digitalisierung von manuellen Beschichtungsprozessen und Auswertung mit künstlicher Intelligenz. Dr. Franziska Bocklisch von der TU Chemnitz referierte über den Einsatz von künstlicher Intelligenz in galvanischen Prozessen, die eine mehrkriterielle Optimierung von Verfahrensparametern in Beschichtungsprozessen ermöglicht. Begleitend informierte Frank Benner von der B&T Oberflächentechnik über eine Machbarkeitsstudie in seinem Unternehmen.
Dr. Sönke Sachs von der Firma TE Connectivity Germany GmbH referierte über die Transformation der Fahrzeugwelt und der Bordnetze; dabei berichtete er über automotive Megatrends, die elektrische Architektur von Kabelbäumen und damit verbundene Anforderungen an die Oberflächen. Nico Bajorat, Firma Walter Hillebrand GmbH & Co KG, thematisierte die nachhaltige, klimaneutrale und energiesparende Ausrichtung einer Galvanik. In diesem Zusammenhang wurden die Nutzung von Kreislaufprozessen und die Reduzierung von Emissionen erläutert, um Klimaneutralität zu erreichen. Die Nachhaltigkeitsstrategie der Firma Hillebrand hat das Ziel, bis 2030 zu 100 Prozent klimaneutral zu sein. Im letzten Vortrag des Südwestfälischen Oberflächentags berichtete Daniel Schmieder vom Armaturenhersteller Hansgrohe über den vorbeugenden Brandschutz in den Galvanikstandorten der Firma mittels fest installierter Wärmebildkameras, verbunden mit einem Videomanagementsystem.
Im Anschluss an die Vorträge nutzten die Teilnehmenden bei einem kleinen Imbiss die Gelegenheit, sich zu den Vorträgen auszutauschen.Guido Bruch
- www.dgo-online.de
DGO-Arbeitskreis Leichtmetalle unter neuer Leitung
Dr. Ralf Peipmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Dechema-Forschungsinstitut (DFI) in Frankfurt, übernimmt nach Mitteilung der DGO künftig die Leitung des DGO-Arbeitskreises Leichtmetalle von Dr. Heinz Herberhold (HDO Druckguß und Oberflächentechnik GmbH, Paderborn).
Ralf Peipmann studierte bis 2005 physikalische Chemie an der TU Dresden, wo er im Bereich Elektrochemie 2012 promovierte. Anschließend wirkte er bis 2019 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Elektrochemie und Galvanotechnik der TU Ilmenau. Nach einjähriger Tätigkeit als Forschungs- und Entwicklungsingenieur bei der Steiger Galvanotechnique SA in der Schweiz wechselte Peipmann schließlich zum DFI, wo er in der Arbeitsgruppe Elektrolytische Korrosion von Prof. Dr. Wolfram Fürbeth unter anderem an der Aluminiumanodisation und an alternativen Dispersionsschichten für Hochleistungskontakte forscht.
Der DGO-Arbeitskreis Leichtmetalle wurde 2018 gegründet und setzte sich bisher unter anderem mit der Anodisation von Leichtmetallen, insbesondere der dekorativen Anodisation von Al-Si-Gusslegierungen, sowie mit dem Kontaktkorrosionsverhalten von Leichtmetallen auseinander. Ein erstes Treffen unter neuer AK-Leitung findet voraussichtlich Ende September als Online-Meeting statt.
- www.dgo-online.de
Aufruf Galvanopreis 2025
Die DGO-Bezirksgruppen Thüringen und Sachsen schreiben den Galvanopreis 2025 aus, der anlässlich des 30. Leipziger Fachseminars 2025 überreicht werden wird.
Um die Galvanotechnik und die Innovationskraft dieser Schlüsseltechnologie noch weiter in den Fokus des Betrachters zu rücken, wurde 2009 der Leipziger Galvanopreis ausgelobt und 2010 erstmals verliehen. Mit ihm werden beeindruckende, innovative Entwicklungen und Leistungen prämiert.
Alle Unternehmen der Galvano- und Oberflächentechnik, also Rohstofflieferanten, Verfahrenschemielieferanten, Anlagenlieferanten, Komponentenlieferanten, Galvaniken/Beschichter sowie sonstige Branchenmitglieder können sich bewerben oder vorgeschlagen werden. Unternehmen, die innovative
- anlagentechnische Leistungen
- verfahrenschemische Leistungen
- materialeffiziente Lösungen
- energieeffiziente Lösungen
- ökologische Lösungen oder
- strategische Unternehmens-/Managementkonzepte
erfolgreich umsetzen konnten, haben gute Chancen, die Auszeichnung zu erhalten. Die Bewerbung beziehungsweise der Vorschlag für den Galvanopreis 2025 muss bis 31. Oktober 2024 mit einer aussagekräftigen und ausreichend detaillierten Beschreibung vorliegen. Die Einreichung der Bewerbung beziehungsweise des Vorschlags erfolgt per E-Mail unter dem Stichwort: Galvanopreis 2025 an: bewerbung@galvanopreis.de
Weitere Informationen sind zu finden unter https://galvanopreis.dgo-online.de/
Der Preisträger erhält neben einer Bronzestatue, einer Urkunde und einer Rezension in der Zeitschrift Galvanotechnik die Möglichkeit, sein Thema im Rahmen des 30. Leipziger Fachseminars am 13. März 2025 in einem 20-minütigen Vortrag vorzustellen.
- www.dgo-online.de