Russland viertgrößter Absatzmarkt für deutsche Maschinenbauer | WOTech Technical Media

Russland viertgrößter Absatzmarkt für deutsche Maschinenbauer

VDMA-Pressekonferenz in Moskau / Bildquelle: VDMA

 

VDMA-Präsident Dr. Thomas Lindner informierte anlässlich der VDMA-Pressekonferenz in Moskau über die Position Deutschlands als wichtiger Maschinenlieferant der russischen Industrie trotz schwieriger globaler Rahmenbedingungen. Fast ein Viertel der russischen Maschinenimporte kommt aus Deutschland. Der VDMA feierte in diesem Jahr den fünften Geburtstag des Moskauer Büros und hatte zum ersten offiziellen Mitgliedertreffen eingeladen.

Schwerpunktthemen des Mitgliedertreffens waren Markterschließung, Vertrieb und Service in Russland. Als Ehrengast begrüßte VDMA-Präsident Lindner den Stellvertretenden Minister für ökonomische Entwicklung der Russischen Föderation, Oleg Savelyev. Der Verband möchten die engen deutsch-russischen Beziehungen im Maschinenbau noch stärker festigen und erweitern.

Russland ist für die deutsche Industrie nicht nur der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt in Osteuropa, sondern inzwischen sogar der viertwichtigste Exportmarkt weltweit (nach China, den USA und Frankreich). Noch im Jahr 2003 lieferten die deutschen Maschinenhersteller für umgerechnet rund 80 Milliarden Rubel (2,3 Milliarden Euro) Maschinen und Anlagen nach Russland. Im Boomjahr 2012 waren es bereits 330 Milliarden Rubel (8,1 Milliarden Euro). Damit ist ein weiterer Höchststand erreicht. In 20 von insgesamt 33 ausgewiesenen Fachzweigen ist Deutschland wichtigster ausländischer Lieferant Russlands. Darunter befinden sich so bedeutende Bereiche wie Verfahrenstechnische Maschinen und Apparate, Fördertechnik, Landtechnik, Nahrungsmittelmaschinen- und Verpackungsmaschinen, Werkzeugmaschinen und Pumpen.

Parallel zum Ausbau der Handelsbeziehungen hat der deutsche Maschinen- und Anlagenbau in den letzten Jahren auch sein Engagement vor Ort ausgebaut. Mehr als 150 VDMA-Mitglieder sind bereits mit Niederlassungen in Moskau, aber auch in den unterschiedlichen Regionen Russlands, vertreten. Das ist eine gute Basis, weitere Schritte müssen aber folgen, da trotz eines beachtlichen Engagements vor Ort der russische Markt heute noch überwiegend aus Deutschland heraus bearbeitet wird. Vertrieb und Service werden von der Zentrale gesteuert. Mittelfristig werden aber starke Tendenzen zur Verlagerung der Vertriebs- und Serviceverantwortung nach Russland gesehen. Dies zeigt eine aktuelle VDMA-Umfrage zu Russland, die anlässlich der Hannover Messe im April 2013 durchgeführt wurde. Eine Montage oder Produktion unterhalten bisher nur 8 % der an der Befragung beteiligten Unternehmen. Mit Blick auf das Jahr 2015 planen dagegen 19 % den Aufbau einer Montage oder Produktion vor Ort. Das Engagement in Russland soll also mehr als verdoppelt werden. Getrieben wird dies unter anderem durch die aktuell sehr dynamische Entwicklung des russischen Pkw-Absatzmarktes und der sich in diesem Zusammenhang entwickelnden Automobil- und Automobilzulieferindustrie.

Für den Aufbau der Produktion in Russland – so die VDMA Umfrage – sind drei Faktoren entscheidungsrelevant, bei denen es definitiv Handlungsbedarf gibt. Das sind die Verlässlichkeit der Rahmenbedingungen, die Qualität der Ausbildung des Personals und die Qualität der inländischen Zulieferungen. Hinsichtlich der Verlässlichkeit der Rahmenbedingungen gibt es auf russischer Seite erheblichen Nachholbedarf. Aber auch Maschinen- und Anlagenbauer, die den Aufbau einer Produktion in Russland planen, müssten ihre Hausaufgaben machen. Dabei gehe es um den notwendigen Qualifizierungsbedarf ihres Personals und den Aufbau von Zulieferstrukturen vor Ort. Chancen, die Deutschland gemeinsam mit den russischen Partnern in einer Win-Win-Situation nutzen könnten. Denn in Russland steht in den nächsten Jahren die Modernisierung der Industrie im Fokus; rund 1,4 Millionen Maschinen sind älter als zwanzig Jahre.

Ein großer Schritt nach vorne war der Beitritt Russlands zur Welthandelsorganisation WTO im vergangenen Jahr. Die dadurch in Gang gesetzte Liberalisierung des Marktzugangs wird aber den Wettbewerbsdruck auf die russische Industrie erhöhen. Dies darf jedoch nicht dazu führen, dass neue Handelsschranken aufgebaut werden. Für den weiteren Ausbau der bilateralen Beziehungen ist vor allem ein Wirtschaftsumfeld hilfreich, in dem Handelshemmnisse abgebaut und technische Standards angeglichen werden. Deshalb sieht der Verband mit Sorge, dass im Rahmen der technischen Harmonisierung in der eurasischen Zollunion die Rahmenbedingungen für ausländische Lieferanten verschlechtert werden. Auch der im Februar 2013 eingeführte Schutzzoll auf importierte Mähdrescher in Höhe von 27,5 % sowie die drohende Recyclinggebühr für mobile Maschinen erschweren massiv die Handelsbeziehungen.

Aber auch auf deutscher Seite gibt es Verbesserungsbedarf Trotz mehr als 20jährigem Bemühen vieler deutscher Wirtschaftsvertreter ist es nicht gelungen, eine Visafreiheit für russische Geschäftspartner zu erreichen. Der Verband appelliert deshalb an die deutsche Politik, sich in Europa nachdrücklich für entsprechende Liberalisierungen einzusetzen.

www.vdma.org

 

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