Erstes grünes Roheisen in den USA

Nach dem schwedischen Unternehmen SSAB in Stockholm, das bereits 2021 das erste grüne Roheisen erzeugt hat, und ThyssenKrupp in einer Testanlage in Duisburg, meldet jetzt Boston Metal aus Woburn bei Boston einen ähnlichen Erfolg. Mit einem am Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickelten Konkurrenzverfahren hat das Spin-off des MIT jetzt die erste Tonne Roheisen produziert, ohne auch nur eine Spur des Klimagases Kohlenstoffdioxid (CO2) zu emittieren.
Während die Schweden wie die deutsche Stahlindustrie auf Wasserstoff als Energie- und Reduktionsquelle für die Erzeugung von grünem Roheisen setzen, hat sich Boston Metal für das Schmelzoxidelektrolyse-Verfahren (MOE, Molten Oxide Electrolysis) entschieden. Ohne den Zwischenschritt der Herstellung von grünem Wasserstoff zur Reduzierung des Eisenerzes wird beim MOE-Verfahren in einem einstufigen Prozess bei etwa 1600 Grad Celsius Gleichstrom direkt zur Abtrennung von Sauerstoff aus dem Eisenerz verwendet.
Bei diesem Prozess wird eine Schmelzkammer (MOE-Zelle) mit Eisenerz und einem flüssigen Elektrolyten, einem Mix aus verschiedenen Salzen, befüllt. In diese Mischung tauchen mehrere inerte metallische Anoden ein. Der durch Salz und Eisenerz fließende Gleichstrom trennt zum einen Eisen und Sauerstoff – Eisen kommt in der Natur als Eisenoxid vor, besser bekannt als Rost – und verflüssigt gleichzeitig das zurückbleibende Eisen. Das Ergebnis ist laut Boston Metal hochreines Roheisen, das direkt zu Stahl veredelt werden kann. Noch vor 2030 will das Unternehmen grünen Stahl kommerziell produzieren.
Pro Tonne Stahl fast doppelt so viel CO2
Bisher ist die Stahlproduktion außerordentlich klimabelastend. Laut World Steel Association entstehen bei der herkömmlichen Produktionsweise pro Tonne Stahl 1,92 Tonnen CO2. Weltweit sind das zwischen sieben und neun Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Für die CO2-freie Eisen- und Stahlerzeugung sind bei allen Verfahren gigantische Mengen an Strom nötig, die in kaum einem Industrieland produziert werden könnten.
Zu den Ausnahmen zählen Australien und vielleicht die USA. Ansonsten müsste Solar- und Windstrom in Form von Ammoniak, Methanol oder Wasserstoff in anderweitig gebundener Form aus Ländern importiert werden, die über große menschenleere Flächen, viel Wind und Sonne verfügen. (pte)
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